[...] Aber mach' doch einen besseren Vorschlag, wie man Gewicht und Größe des PKWs an seinen Anteil zur Gewährleistung der Mobilität koppeln kann.
Durch die Einführung des WLTP/WLTC als Ersatz für den NEFZ wird die ganze Sache mit der Verbrauchsermittlung ja schon eine Ecke realistischer (zumindest verglichen mit dem NEFZ). Dementsprechend dürfte sich ein großes, schweres Fahrzeug hier total auch stärker auf den ermittelten Verbrauch bzw. Schadstoffausstoss auswirken. Damit steigt die Steuerbelastung für das Fahrzeug und das Ziel kann als erfüllt angesehen werden. Ist es aber nicht.
Ich hab es ja schon öfters gesagt, dass ich die japanischen KeiCars toll finde. Diese kleinen Dinger (gegen ein KeiCar ist ein Sandero schon eine Riesenkiste
) werden deutlich geringer belastet als reguläre Autos wie wir sie fahren. In Japan hat das zwar vor allen Dingen den Grund, dass in den urbanen Gegenden Parkraum imens knapp ist und man deshalb das Fahren solcher Kleinstautos fördert, aber Fakt ist: Da existiert ein spürbarer Unterschied in der finanziellen Belastung.
Nehmen wir mal unser Steuersystem als Gegenbeispiel. (Der Einfachheit bleibe ich mal bei Benzinern)
Ein PKW, EZ im August 2017, Benziner, 6,5 Liter Durchschnittsverbrauch auf 100 km (=154 g/km CO2), 998 ccm: 138,00 € pro Jahr
Ein PKW, EZ im August 2017, Benziner, 9 Liter Durchschnittsverbrauch auf 100 km (=213 g/km CO2), 1.998 ccm: 276,00 € pro Jahr
Das sind 138,00 € pro Jahr Unterschied. Pro Monat also 11,50 €. Soll ich mal ehrlich sein? Da lege ich durch meinen Zigarettenkonsum jeden Monat mehr Geld in die Steuerkasse. Meine monatlichen Kosten für Kommunikation liegen ebenfalls deutlich höher. Von Kindergartengebühren, Rundfunkbeitrag, Mitgliedsgebühren in Fitnessstudios o.ä. (also Kosten die der Durchschnittsmensch eben so trägt) mal ganz zu schweigen. 11,50 € hören schlichtweg den Schlag nicht. Da macht sich kein Mensch der des Rechnens mächtig ist auch nur einen Moment Gedanken drüber, ob er nicht zum sparsameren Modell greifen sollte. Selbst wenn man die erhöhten Kilometerkosten durch den mehrverbrauchten Sprit dazurechnet.
Senkt man nun - durch welche Kniffe auch immer - den Spritverbrauch auf 4 Liter /100 km kostet das Auto noch 20 € im Jahr Steuer. Im Vergleich zum 6,5 Liter Referenzauto eine monatliche Ersparnis von 9,83 €. Noch weniger Grund als im ersten Fall. Die Entwicklung oder der Kauf eine hocheffizienten Fahrzeugs ist damit vollkommen unattraktiv für Hersteller wie auch Kunden, weil der wirtschaftliche Mehrwert viel zu gering ist.
Ergo: Die Steuerkurve müsste ab einem bestimmten Verbrauch deutlich steiler ansteigen, als sie es derzeit tut. Um das Kozept der KeiCars aufzugreifen könnte man unterhalb eines bestimmten Grenzwertes sagen: Das ist eine andere Fahrzeugklasse, die wird nach einem anderen System besteuert.
Also als Beispiel: Das max. 4L Microcar kostet im teuersten Fall 100 € pro Jahr, "normale" Autos fangen erst bei 200 € im Minimum an. Da läge dann ein spürbarer Unterschied zwischen den Kategorien. In Japan hat die strenge Regulierung der KeiCars (max. 64 PS, max, 3,40m Länge, max 1,48m Breite) über die Jahre zu den kreativsten Entwicklungen geführt. Man bekommt dort in dieser Fahrzeugklasse sogar kleine Wohnmobile zu kaufen. Wer weiss wohin ähnliche Regelungen bei uns führen würden.
Derzeit ist es so, dass alternative Fahrzeugkonzepte künstlich unbrauchbar gemacht werden müssen um sie marktreif zu machen. Beispiel: Renault Twizy. Er darf nicht winddicht geschlossen sein, da er sonst als Auto zählen würde und dann mit ABS, ESP, AR und was weiss ich noch alles ausgerüstet werden müsste. Deshalb müssen die Leute mit Zugluft im Elektroflitzer leben. Völliger Schwachfug meines Erachtens nach.
So eine Regelung würde aber nur Sinn machen, wenn sie unverzüglich eingeführt wird, sonst macht sie anbetrachts des langfristig absehbaren Endes des Verbrennungsmotors nicht mehr viel Sinn. Führt man sie aber jetzt ein, würde sie u.U. sogar die Entwicklung von Leichtbaukonstruktionen beschleunigen, was wiederrum auch im Bereich E-Auto nützlich ist.