Drehmomentmaximum und Leistungsmaximum

nig

Mitglied Platin
Fahrzeug
sandero II SCe75
Baujahr
2019
Hallo miteinander!

Weil die Frage auftauchte,
(Sehr hochtourige Fahrt / Dacia Duster 3
#12)
habe ich mal folgenden Zusammenhang skizziert:

Warum liegen Drehmomentmaximum und Leistungsmaximum normalerweise nicht bei der gleichen Motordrehzahl?

Wenn ein Verbrennungsmotor sein Kraftstoff-Luft-Gemisch zündet, brennt nicht sofort das gesamte Gas im Brennraum, sondern die Flammenfront breitet sich mit einer endlichen Geschwindigkeit im Brennraum aus.
Das führt zu einer stetig steigenden Temperatur im Brennraum.
Gleichzeitig bewegt sich aber der Kolben nach unten; das wiederum führt zu einer Verringerung derTemperatur, weil sich der Gasraum vergrößert und somit Druck und Temperatur abnehmen.
Beide Effekte zusammen bewirken ein Ansteigen der Temperatur und des Drucks bis zu einem Maximum und ein anschließendes Absinken beider Zustände.

Trifft dieses Maximum mit dem Moment zusammen, wo das Pleuel im rechten Winkel zum Kurbelzapfen steht, kann die Energie optimal auf die Kurbelwelle übertragen werden. Der Motor hat bei dieser Drehzahl sein Drehmomentmaximum. Diese Drehzahl ist gleichzeitig die Drehzahl, bei der die im Kraftstoff enthaltene Energie optimal ausgenutzt wird (der Motor mit dem maximal möglichen Wirkungsrad arbeitet und am wenigsten Kraftstoff verbraucht).
Dreht der Motor langsamer, geht mehr Energie in die Kühlung, bevor sie die Kurbelwelle antreiben konnte.
Dreht der Motor schneller, wird das Druckmaximum erreicht, wenn die günstigsten Hebelverhältnisse schon vorbei sind, und ein größerer Teil der Energie geht ungenutzt in den Auspuff.

Während die Kraft / das Drehmoment nur davon abhängt, wieviel Kraftstoff verbrannt wurde (und vomWirkungsgrad des Motors), hängt die Leistung davon ab, in welchem Zeitraum die Kraftstoffmenge verbrannt wurde. Wenn das Drehmoment über einen gewissen Drehzahlbereich konstant bleibt, steigt die Leistung linear mit der Drehzahl des Motors.
Wenn das Drehmoment sich bereits auf der absteigenden Seite befindet, steigt normalerweise die Leistung mit zunehmender Drehzahl weiter an, solange der Gefällewinkel der Drehmomentkurve kleiner bleibt als der Steigungswinkel der Leistung bei konstantem Drehmoment.
Da das Gefälle aber immer weiter zunimmt erreicht auch die Leistungskurve irgendwann ein Maximum.

Sportmotoren, die nur auf Maximalleistung getrimmt wurden, besitzen dicht beieinander liegende Maxima von Drehmoment und Leistung und besitzen ein schmales nutzbares Drehzahlband. Sie benötigen mehr Gänge.
Motoren deren Maxima weit auseinander liegen, besitzen ein breites nutzbares Drehzahlband. (Sie sind „elastisch“.)

Bei den modernen 3-Zylindermotoren von Nissan/Renault/Dacia erreicht man Elastizität in der Leistungsentfaltung trotz hoher Leistung aus wenig Hubraum durch variable Ventilsteuerzeiten.
(Die Nockenwellen können durch Verdrehen um die Wellenachse auf hohe oder niedrige Motordrehzahlen eingestellt werden.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo miteinander!

Weil die Frage auftauchte,
(Sehr hochtourige Fahrt / Dacia Duster 3
#12)
habe ich mal folgenden Zusammenhang skizziert:

Warum liegen Drehmomentmaximum und Leistungsmaximum normalerweise nicht bei der gleichen Motordrehzahl?

Wenn ein Verbrennungsmotor sein Kraftstoff-Luft-Gemisch zündet, brennt nicht sofort das gesamte Gas im Brennraum, sondern die Flammenfront breitet sich mit einer endlichen Geschwindigkeit im Brennraum aus.
Das führt zu einer stetig steigenden Temperatur im Brennraum.
Gleichzeitig bewegt sich aber der Kolben nach unten; das wiederum führt zu einer Verringerung derTemperatur, weil sich der Gasraum vergrößert und somit Druck und Temperatur abnehmen.
Beide Effekte zusammen bewirken ein Ansteigen der Temperatur und des Drucks bis zu einem Maximum und ein anschließendes Absinken beider Zustände.

Trifft dieses Maximum mit dem Moment zusammen, wo das Pleuel im rechten Winkel zum Kurbelzapfen steht, kann die Energie optimal auf die Kurbelwelle übertragen werden. Der Motor hat bei dieser Drehzahl sein Drehmomentmaximum. Diese Drehzahl ist gleichzeitig die Drehzahl, bei der die im Kraftstoff enthaltene Energie optimal ausgenutzt wird (der Motor mit dem maximal möglichen Wirkungsrad arbeitet und am wenigsten Kraftstoff verbraucht).
Dreht der Motor langsamer, geht mehr Energie in die Kühlung, bevor sie die Kurbelwelle antreiben konnte.
Dreht der Motor schneller, wird das Druckmaximum erreicht, wenn die günstigsten Hebelverhältnisse schon vorbei sind, und ein größerer Teil der Energie geht ungenutzt in den Auspuff.

Während die Kraft / das Drehmoment nur davon abhängt, wieviel Kraftstoff verbrannt wurde (und vomWirkungsgrad des Motors), hängt die Leistung davon ab, in welchem Zeitraum die Kraftstoffmenge verbrannt wurde. Wenn das Drehmoment über einen gewissen Drehzahlbereich konstant bleibt, steigt die Leistung linear mit der Drehzahl des Motors.
Wenn das Drehmoment sich bereits auf der absteigenden Seite befindet, steigt normalerweise die Leistung mit zunehmender Drehzahl weiter an, solange der Gefällewinkel der Drehmomentkurve kleiner bleibt als der Steigungswinkel der Leistung bei konstantem Drehmoment.
Da das Gefälle aber immer weiter zunimmt erreicht auch die Leistungskurve irgendwann ein Maximum.

Sportmotoren, die nur auf Maximalleistung getrimmt wurden, besitzen dicht beieinander liegende Maxima von Drehmoment und Leistung und besitzen ein schmales nutzbares Drehzahlband. Sie benötigen mehr Gänge.
Motoren deren Maxima weit auseinander liegen, besitzen ein breites nutzbares Drehzahlband. (Sie sind „elastisch“.)

Bei den modernen 3-Zylindermotoren von Nissan/Renault/Dacia erreicht man Elastizität in der Leistungsentfaltung trotz hoher Leistung aus wenig Hubraum durch variable Ventilsteuerzeiten.
(Die Nockenwellen können durch Verdrehen um die Wellenachse auf hohe oder niedrige Motordrehzahlen eingestellt werden.)
Hallo nig,


danke für diese sehr anschauliche Darstellung. Ich habe mich das auch schon oft gefragt, warum maximales Drehmoment und maximale Leistung so oft so weit auseinander liegen. Dass das bei einem breiten nutzbaren Drehzahlband quasi Bedingung ist, war mir gar nicht so klar. Jetzt klingt es aber absolut logisch.

Deine Ausführungen gelten ja sicher generell, also für Selbstzünder wie Benziner. Von Skoda/VW kenne ich Drehmomentkennlinien, die vom Einsatz des Turboladers bis zur Maximaldrehzahl, also von ca. 2.000 bis 4.500 durchgehend das maximale Moment darstellen, und zwar je nach Modell (bei gleichem Hubraum) z.B. 250 oder 350 Nm. Eine ausgeprägte Spitze gibt es da nicht.

Wie erklärt sich das im Zusammenhang mit dem optimalen Pleuelwinkel von (knapp vor) 90°? Wird der Einspritz-/Zündzeitpunkt variabel verändert, um diesen bestmöglich zu "erwischen"? Wird die Einspritzmenge dosiert/begrenzt, um so eine lineare Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie zu erreichen? Das würde ja heißen, der Motor könnte theoretisch deutlich mehr und wird sozusagen begrenzt.

Ist die Annahme richtig, dass Motoren mit einer solchen glatten Drehmomentkennlinie ihr Leistungsmaximum dann immer bei der maximalen Drehzahl, also z.B. bei 4.500 U/min haben?
 
  • Themenstarter Themenstarter
  • #4
Hallo, @Sandero3_Safaribeige !

Danke für Dein Interesse.

Damit wir nicht aneinander vorbei diskutieren, habe ich als Anschauungsbeispiel die Drehmoment-/Leistungs-Kurve des 2,0 TDI im Seat Ateca von 2024 kopiert.
Quelle: https://www.automobile-catalog.com/curve/2024/3342170/seat_ateca_2_0_tdi_150_fwd_dsg.html#gsc.tab=0

Bei allen aufgeladenen Motoren ist es möglich, den Lader zu überdimensionieren. Soll heißen: Den Lader größer zu wählen, als zur Erreichung der erzielten Maximalleistung notwendig. Mit der Folge, daß schon bei niedrigen Drehzahlen das Drehmoment kräftig angehoben wird, daß aber bei Annäherung ans Drehmomentmaximum der Motor platzen würde.
Die Überlastung des Motors kann man dann durch Ablassen des Ladedruck-Überschusses bei den ensprechenden Drehzahlen vermeiden. Mit diesem Trick kann man auch bei Benzinmotoren ein sooches Plateau in der Dremoment-Kurve erreichen.

Bei modernen Dieselmotoren mit direkter Hochdruck-Kraftstoffeinspritzung kommt noch die Möglichkeit hinzu, den Kraftstoff in mehreren kleinen, voneinander zeitlich getrennten Portionen einzuspritzen.
Damit kann man bei niedrigeren Drahhzahlen als der optimalen Drehzahl beim Erreichen der Zündtemperatur im Oberen Totpunkt eine kleine Kraftstoffmenge einspritzen, um die Zündtemperatur aufrecht zu erhalten, um dann im optimalen Zeitpunt zum Erreichen des Maximalen Drucks bei der optimalen Kurbelwellen-Position eine große Portion Treibstoff einzuschießen. Die Voreinspritzung kann auch mehrfah erfolgen.
Damit läßt sich bei Dieselmotoren auch ohne Aufladung das maximale Drehmoment von der eigentich optimalen Drehzahl hin zu niedriegeren Drehzahlen verschieben und so ein Plateau in der Drehmoment-Kurve erzeugen.

Um das Plateau in der Leistungskurve zu erzielen, mußten die Ingenieure mit den Parametern Ladedruck und Einspritzung herumspielen, daß sich dieses Plateau darstellen ließ.
 

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  • 2_0 TDI Seat Ateca 2024.webp
    2_0 TDI Seat Ateca 2024.webp
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Wobei die Kolbengeschwindigkeit bei 75° nach OT nach höchsten ist .



Ziel ist es, den Verbrennungsschwerpunkt, der Punkt wo 50% des Kraftstoffs bereits verbrannt ist, bei 7° nach OT zu erreichen.
Je nach Drehzahl muss dafür unterschiedlich früh vor OT gezündet werden.

https://media.springernature.com/lw...2-4/MediaObjects/35146_2014_512_Fig5_HTML.gif

Das im Anfangsstadium brennende Gemisch wird also erstmal komprimiert, hier ist auch die größte Gefahr einer klopfenden Verbrennung und bei hoher effektiver Verdichtung (Verdichtungsverhältnis x Druck am Einlassventil/im Ansaugtrakt) am höchstens und in aller Regel DER limitierende Faktor.
 
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