Ich möchte noch einmal auf die Debatte zur ´mageren´ kW(PS)-Leistung des E-Dacia eingehen.
Hier zeigt sich die kuriose Fixierung des Automobilisten auf die PS-Zahl, die für manche bekanntlich nicht groß genug sein kann.
Bei näherer Betrachtung muss man aber feststellen, dass der Vergleich zwischen einem Elektromotor und einem Verbrenner im Grunde unpassender ist als der berühmte Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Die heißen zwar beide "Motor", aber hinsichtlich ihrer Leistungs- und Drehmonent-Entfaltung trennen sie Welten.
Der folgende Vergleich ist deshalb in der Tat "unsinnig"
Hier mal ein (eigentlich unsinniger) Vergleich von Leistungsgewichten:
Dacia K-ZE (Chinaversion) 0.0486 PS je Kg
e- Smart for four 0.0681 PS je Kg
Renault R4 34Ps bis 1986 0.0515 PS je Kg
Lodgy TCe 130 0.1010 PS je Kg
Hier verwechselt jemand Leistung und Drehmoment:
Das gilt nur bei der ersten Beschleunigung, bei dem der Verbrenner nur, aufgrund der "falschen" Drehzahl, noch nicht die volle Leistung hat.
Mein Diesel hat sein volles Drehmoment bei 1.750U/Min und behält die 260Nm fast linear bis fast 4.000 U/Min bei.
Beim allerersten Anfahren hat da der Stromer die Nase vorne. Zugegeben.
Ein Verbrenner kann aus dem Stillstand gar nichts beschleunigen, genau genommen bewegt er gar nichts aus dem Stillstand, weder sich selber noch gar das Fahrzeug, in dem er drin steckt (um überhaupt selber ins Laufen zu kommen, braucht er selber ein kleines Helferlein, einen Elektromotor, genannt "Anlasser"). Der Verbrenner muss selber erst mal mindestens im Leerlauf drehen und kann nur über eine - möglichst feinfühlig bediente - Kupplung etwas in Gang setzen.
Der Elektromotor kann nicht nur aus dem Stillstand anlaufen, sondern hat dann sofort sein maximales Drehmoment!
Diese Einlassung von
@Marius bringt uns weiter auf die richtige Spur:
Dann zum Thema PS und "was man wirklich braucht". Die angegebenen PS sind die MAXIMALleistung. Und genau dort liegt der entscheidende Unterschied. Wo ein Verbrenner nach Getriebeverlusten bei einer Drehzahl von XXXX - XXXX seine Maximalleistung abrufen kann hat der Stromer sie einfach immer! Wenn also ein 150PS Duster im 1. Gang bei 2000 U-Min vielleicht 70 PS hat (geschätzt) - hat der 100 PS Stromer die Kraft einfach über die komplette Drehzahl, was letztendlich natürlich vorzuziehen ist da er im Schnitt unter realen Bedingungen (kein Verbrenner kachelt ständig mit 4000 U/min oder mehr durch die Gegend) ganz einfach mehr Leistung zur Verfügung hat. Tatsächlich sind eAuto PS also mehr wert als Verbrenner PS!
Der Verbrenner hat per Definiton seine maximale Leistung erst bei seiner maximalen Drehzahl. Was ja auch logisch ist, da er dann die maximale Anzahl Füllungen und Zündungen hat, also die maximal mögliche Menge Sprit (=Energie) verbrennt. Immerhin hat er bei niedrigeren Drehzahlen sein maximales Drehmoment, im besten Fall liegt dieses auch über einen nicht zu kleinen Drehzahlbereich an. Das Drehmoment im unteren Drehzahlbereich wird nämlich benötigt, um mit möglichst niedrigem Energieverbrauch zum einen überhaupt ´aus dem Quark´ zu kommen und zum anderen, um seine Geschwindigkeit sparsam halten zu können.
Hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen bringt beim Verbrenner überhaupt erst "Power".
Mit der Power, also den "PS" ist es beim Verbrenner nämlich so eine Sache.
Dazu bitte die folgende Grafik auf sich wirken lassen:
Der TCE90 hat bei 2800 U/min wo er mit seinem höchsten Drehmoment ca. 100 km/h fährt nämlich ´nur´ 54 PS!
Die 90 PS (= 66 kW) hat er nur bei seiner maximalen Drehzahl, die aber niemand dauerhaft abruft (normalerweise), und wenn man das machen würde, würde der Verbrauch auf´s unermessliche steigen.
So leid es mir tut: Alle die schönen ´fetten´ PS-Zahlen sind nur nominelle Zahlen, in der Wirklichkeit rufen wir nur einen Teil von der Leistung ab. Mein 90-PS-Motor in meinem Logan MCV II ist faktisch bei meinem Fahrprofil ein 50-60-PS-Motor. Und beim Rollen mit 2000 U/min sogar nur ca. ein 38-PS-Motor. (Was ja auch gut ist, da er dann sparsamer ist.)
Ganz anders beim Elektromotor, wie diese Grafik zeigt:
Wie schon gesagt, liegt sofort das maximale Drehmoment an. Was aber besonders auffällt, ist die sehr ausgeglichene Leistungskurve. Der E-Motor behält seine nominelle Leistung fast über den gesamten Drehzalbereich konstant! Und was hat er für einen riesigen Drehzahbereich! Deswegen braucht er weder Kupplung noch Getriebe. Und ob das E-Mobil nun 50 oder 100 fährt, der E-Motor kann stets seine Maximalleistung zur Verfügung stellen. Faktisch wird die je nach Fahrsituation (Beschleunigen / Rollen / Rücken- Gegenwind / Berg- oder Talfahrt) unterschiedlich stark abgerufen, so dass er bei einer bestimmten Geschwindigkeit und damit Drehzahl mal mehr, mal weniger kW hat. Es fließt dann nur mehr oder weniger Strom durch seine Wicklungen.
Wenn der E-Motor im E-Dacia sinnvoll geregelt wurde, dann erreicht der E-Dacia seine (bisherigen) 105 km/h Spitze bei einer Drehzahl, die deutlich unter der maximal möglichen Drehzahl des Motors liegt. Damit wird er schonender belastet und hält wahrscheinlich ewig. Wobei man ihn durch eine einfache Anpassung der Regelung wahrscheinlich leicht auf z.B. 130 km/h Spitze trimmen kann.
Bei so einem Antriebssystem mit derart sattem Anfahrdrehmoment und ebener Leistungskurve mit konstant hoher (möglicher) Leistung über einen riesigen Drehzahlbereich würde ich mir auch bei ´nur´ 33 kW im E-Dacia keine Sorgen um Beschleunigen und das Halten der Geschwindigkeit machen.
Deshalb ist der Vergleich der Leistungsgewichte in der zitierten Tabelle auch irreführend: Während die Verbrenner faktisch ein viel niedrigeres Leistungsgewicht haben, weil man nicht permanent mit Höchstdrehzahl fährt (wenn man sie überhaupt je ausdreht), hat das E-Auto seinen Leistungsgewicht-Faktor tatsächlich!
Die Faktoren der Verbrenner müsste man daher deutlich niedriger ansetzen.
Fahrzeuge mit Elektroantrieb gab es schon vor den Verbrenner-Autos. Wenn es seinerzeit schon eine "Wunder-Batterie" gegeben hätte und man Reichweiten ähnlich den Sprit-Verbrennern hätte erzielen können, wären Verbrenner-Motoren heute allenfalls ein Nischenprodukt, wenn es sie denn überhaupt geben würde.
Der Elektromotor ist eigentlich der optimale Antrieb für Fahrzeuge!
Dort, wo die dauerhafte Stromzufuhr gelöst ist wie bei der Straßenbahn, dem O-Bus oder der (elektrifizierten) Eisenbahn, käme keiner auf die Idee, sie wieder durch Verbrenner zu ersetzen.
Hier sei noch ein interessanter Link zum Thema Drehmoment/Leistung E-Motor erwähnt:
Elektroautos und Ochsenkarren