Ehrlich, oder: eine kleine Geschichte eines Weltkonzerns..

Gut geschrieben.
Ich selber sah Dacia bisher auch eher skptisch und habe dort "Billigautos" rein interpretiert. Als vor Jahren die Abwrackprämie kam machte Dacia die Werbung "Sandero für 5000€" Da kam ich zum ersten mal mit der Marke bewusst in Berührung. Wollte mir einen holen, da ich einen Peugeot 205 zu der Zeit hatte, der vielleicht noch 1000€ auf dem freien Markt gebracht hätte. Warum dann nicht 2500€ Prämie nehmen und 5000€ in ein neues Auto investieren.
ABER: Als ich dann bei Renault / Dacia war und mir einen Sandero zusammen stellen wollte (Zentralverriegelung / Klimaanlage / Servolenkung mehr nicht) lag der Preis dann plötzlich über 11000€. Für das Geld gab es da schon besser ausgestattet neue Clios im Ausstellungsraum. Also erledigte sich der Kauf.
Als ich dann zum ersten mal in einem aktuellen Jogger von einem Freund anfang des Jahres gesessen hatte (War sein zweiter Dacia, den Vorgänger ist er 16 Jahre ohne Probleme gefahren) war ich beeindruckt. Da wirkte nichts billig.
Nun stand bei uns auch ein Neuer an (der TÜV schied uns von unserem Ford Focus Bj 2008) und ich hatte mich ein wenig in den neuen Duster 3 verliebt. Wobei ich dachte: "Den kann ich mir eh nicht leisten wird wohl eher ein Stepwey oder im besten Fall ein Jogger). Aber Pustekuchen. Beim freundlichen Händler vor Ort nannte ich unser Budget und mir wurde mitgeteilt, dass der Duster in Vollausstattung da locker drin ist. Sogar mit Dacia Fullservice für 70000km.
Fazit: ich liebe den Wagen. Da wirkt für mich nicht schlechter oder billiger als bei unserem alten Focus. Ganz im Gegenteil ich empfinde den Wagen sogar als hochwertig mt dem ganzen Spielereien und fahren tut er sich auch sehr sehr gut.
Die Marke hat sich, seit ihrem wiederauftauchen unglaublich schnell weiter entwickelt. Und wirkt sehr selbstbewusst. Wenn ich bedenke, dass bei den ersten Logans oder MPVs der Innenraum eher ein Clio war, findet man jetzt nur wenige sichtbare Elemente von Renault wieder (Klimasteuerung) aber trotz allem wird robuste erprobte Technik verbaut, die vielleicht etwas in die Jahre gekommen ist, aber funktioniert. Und ganz ehrlich, wenn juckt es schon, dass vielleicht Fahrwerktteile oder ähnliches aus älternen Renaultmodellen stammen, sollange sie ihren Dienst zuverlässig tun.
 
Mein Dank geht an den Threadersteller! Schön geschrieben.

Danke, geb ich von Herzen gern zurück!

Mein Eltern kauften damals 1974 einen der ersten Dacias in der DDR. War ja ein Lizenzbau des Renault R12.
Damals war das ein Kracher und die ganze Nachbarschaft lief zusammen, um das Auto zu bestaunen. Ein schick designtes, komfortables Auto. Oma brachte später noch von ihrem jährlichen Westbesuch neue Nachrüst-Rollgurte mit. Hinten gab es keine (nach meiner Erinnerung).
Es war einer der ersten produzierten Dacias und überall im Auto, wirklich überall, waren die Renault-Logos auf den Teilen zu finden. Die Qualität war absolut ok. Das Auto bekam sofort nach Auslieferung eine Hohlraum- und Unterbodenkonservierung mit dem üblichen Mittel - Elaskon. So hieß das Zeug.

Ja, Elaskon, :D, kenn ich auch noch, vom Papa. Für mich selbst war das alles zu früh, war zur Wende gerade 21.

Entsprechend ist das meiste, was ich geschrieben habe, auch keine eigenes Erleben, sondern angelesen. Ich freue mich über die Bestätigung.

Meine Eltern hatten das Auto 5 Jahre, bis sie es verkauften und sich einen LADA zulegten. Einen Dacia wollten sie nicht mehr, weil die Qualität schon deutlich nachgelassen hatte. Sukzessive wurden immer mehr Teile (Lichtmaschine, Vergaser etc.) von Dacia selbst gefertigt und das in immer schlechterer Qualität.

Genau das war wohl der Weg. Am Anfang bekam man einen fast echten Renault mit Ostblock-Stempel, nachher nur noch abgrundtief schlechten Schrott. DACIA hat diese Probleme nicht ansatzweise in den Griff bekommen oder hat es nicht einmal versucht. Ging halt alles seinen Sozialistischen...

Funfact am Rande: Ich habe als Kind das Auto gehaßt. Es roch unglaublich stark nach Plastik und auf jeder längeren Fahrt wurde mir schlecht und ich mußte kotzen. In den ersten ein, zwei Jahren wurden bei Sonnenschein alle Türen zum Lüften geöffnet. Nachmittags im Sommer im Garten stand das Auto stundenlang mit offenen Türen.

Das kann ich mir vorstellen, wobei DAS wiederum kein reines DACIA-Problem war. Des Plastik vom VEB Plaste und Elaste roch auch nicht viel besser, und das vom Ostblock-Top-Hersteller Skoda vermutlich auch nicht. Aber auch Westwagen hatten damals ähnliche Probleme, und so wie Du schreibst, hattet ihr ja damals quasi einen Westwagen, eben einen Renault.

Damals bin ich so ziemlich in allem (zumindest mit-)gefahren, was es so gab. Trabbi, Wartburg, Skoda, Saporosh (wie kann ein Auto so knattern?), Mazda, Citroen, Wolga (waren ja die meisten Taxis), Moskwitsch (ein Geheimtipp im Ostblock wegen bester erhältlicher Motorisierung über 70PS), aber nie in einem Dacia 1100/1300. Das würde ich eigentlich gerne mal, aber gibt es noch welche?
 
man kann aber auch keinen Dacia 1300 mit den Dacias von heute vergleichen, das ist auch in der Qualität ein Quantensprung. Mein Chef hatte einen der ersten 1300 und hat ihn entnervt dann irgendwann gegen einen Lada 2103 getauscht. Das war ausgereifte Technik zu der Zeit auf Fiat Basis und preislich gleich zum Dacia.
Mein Vater hat ihn immer ausgelacht wenn wieder irgendwas an seiner "Balkanziege" war und hat auf seinen Shiguli ( Lada WAS 2101) verwiesen der einfach nur fuhr.

Gruss
Steffen

Balkanziege, haha. Hatte ich fast vergessen, aber der Begriff war damals wohl gängig. :yes:

Die Ladas/Shigulis/Polski Fiats waren in Sachen Zuverlässigkeit wohl deutlich besser. Qualitätswunder waren aber auch sie allesamt nicht, und sie hatten schwere, von FIAT übernommene Design-Fehler wie den Heckantrieb in Verbindung mit der sonstigen Auslegung. In einer Autozeitschrift las ich einmal, so ein Manöver würde mit dem Lada 21xx leicht mit abgeknickter Antenne enden. Sprich: ein heutiger Autofahrer würde sowas wohl leicht mal aufs Dach legen.

Natürlich haben heutige DACIAs mit den damaligen nichts mehr zu tun. Es sind ja praktisch Renaults. Obwohl, das waren die damals ja auch, irgendwie... :think:

Wenn man so will, ist das historisch Interessante an DACIA ja, dass sie sich eben nicht an FIAT gebunden haben wie alle anderen sondern an Renault. Das hab ich ja schon in der Threaderöffnung angesprochen.

Es ist aber auch interessant, dass im Ostblock alle mit Westmarken kooperierten, aber keiner mit den doch damals weltweit führenden bundesdeutschen Herstellern. Zumindest nicht bis zu dem großen Motoren-Deal von Günter Mittag mit der Umstellung von Trabbi und Wartburg auf Viertakter. Das müsste so 1986 (?) gewesen sein?

Für Italiener und Franzosen war das wohl damals nicht ehrenrührig, die machten eben Geschäft. Und weil die teils langjährigen Partner mal eben gerade stalinistisch beherrscht waren, war das ja noch lange kein Grund damit aufzuhören. In der brd herrschte dagegen totaler Krieg, Fanatismus wie zuvor (!) und wie auch parallel in der DDR. Mir ist der rein ökonomische Ansatz da deutlich sympathischer.
 
Natürlich gibt es noch fahrbereite Dacias aus den Anfangszeiten. Olditreffen usw.
 
warum sollte Renault bei Standard Baugruppen wie Auspuffanlagen und anderes mehrere Logos verwenden?
Jeder weiß doch das bei Dacia Renault dahinter steckt.

Gruss
Steffen

Das kommt drauf an. DACIA ist bestimmt nicht unglücklich damit, für Renault mag es partiell ein Problem sein. Oder sogar ein echter Interessenkonflikt. Denn wenn ich gute, erprobte Renault-Technik zum DACIA-Preis bekommen kann, und jeder das weiß, dann bekommt Renault bei eigenen Modellen ein Problem.

Früher wurde das, bei Renault wie bei VW, ganz einfach gelöst: die Konzern-Nebenmarken bekamen eben einfach nur die alte Technik. Für die entsprechend orientierten Kunden war es gut. Das geht aber nicht mehr wegen der EU-Gesetzgebung. Darum baut der aktuelle Sandero auf die gleiche Plattform wie der Clio, der Capture und der Nissan Juke. Ein Auto für vierstellig ist damit leider auch Geschichte, bei DACIA steigst damit leider auch erst bei 11.300 ein.

Ich sag es hier noch einmal, ich mache mir Sorgen um DACIA, dass sie den Kern ihres Erfolgs vergessen/vernachlässigen. Das ist der Preis. Sie wollen hin zum positiven Image und zu den Preisen ihrer Konkurrenten. Dann kauf ich aber keinen DACIA mehr, sondern gleich einen Renault (sofern ich von deutschen Herstellern die Schnauze voll habe, was bei mir der Fall ist). Oder eben einen Peugeot, der sowieso schon immer schicker war als alles andere vom deutschen und französischen Markt...
 
Ich sag es hier noch einmal, ich mache mir Sorgen um DACIA, dass sie den Kern ihres Erfolgs vergessen/vernachlässigen. Das ist der Preis. Sie wollen hin zum positiven Image und zu den Preisen ihrer Konkurrenten. Dann kauf ich aber keinen DACIA mehr, sondern gleich einen Renault (
Dafür kaufen jetzt andere Leute Dacia die es vorher nicht taten.
Das ist auch kein Dacia-Problem, sondern unser Problem. Weil Dacia ist es egal wer die Autos kauft. Wir sind dann nur noch 15 Jahre Geschichte in der Biografie von Dacia.
Nissan und Honda sind auf dem Weg einer Fusionsvorbereitung.
Kunde ist König wird immer weniger, weil
immer weniger
"Konkurenz das Geschäft beleben" muß.
 
Es ist aber auch interessant, dass im Ostblock alle mit Westmarken kooperierten, aber keiner mit den doch damals weltweit führenden bundesdeutschen Herstellern. Zumindest nicht bis zu dem großen Motoren-Deal von Günter Mittag mit der Umstellung von Trabbi und Wartburg auf Viertakter. Das müsste so 1986 (?) gewesen sein?
Für die Rumänen war es auch sprachlich einfacher mit den Franzosen zusammenzuarbeiten. Bei den Polen hatte es historische Gründe mit Fiat und in der SU lag es an der Zusammenarbeit mit den italienischen Kommunisten, so dass gleich die ganze Stadt, in der Shigulis produziert wurden nach dem italienischen Parteichef der Kommunisten benannt wurde - Togliatti.
Eine Zusammenarbeit der DDR mit Westdeutschland war in Ostberlin nicht gewollt. Außerdem gab es einen Einspruch seitens der Russen gegen ostdeutsche Viertakter. Man wollte die Ladas auch als hochwertiges Obstprodukt im Westen verkaufen, da hätten ostdeutsche Fahrzeuge nur gestört.
Die Umstellung später auf VW-Viertakter war wieder in Ostberlin getroffen worden. Ursprünglich war für Wartburg ein selbst entwickelter Dreizylinder vorgesehen, von dem es schon Prototypen gab, die auch schon auf Prüfständen liefen. Dann gab es ein Veto aus Ostberlin, verbunden mit dem Auftrag, mit Renault über Lizenzmotoren zu verhandeln. Renault aufgrund dessen, dass sie ja schon lange im Ostblock aktiv waren. Die Verhandlungen waren erfolgreich, aber dann gab es wieder ein Veto aus Ostberlin und es mussten nun ab 1984 VW-Motoren sein. Für den Einbau waren aber bei Barkas, Sachsenring und Wartburg so umfangreiche Neukonstruktionen erforderlich, dass das VW-Projekt wesentlich teurer wurde, als die Eigenentwicklung der Motoren gekostet hätte.
 
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