Ehrlich, oder: eine kleine Geschichte eines Weltkonzerns..

Gut geschrieben.
Ich selber sah Dacia bisher auch eher skptisch und habe dort "Billigautos" rein interpretiert. Als vor Jahren die Abwrackprämie kam machte Dacia die Werbung "Sandero für 5000€" Da kam ich zum ersten mal mit der Marke bewusst in Berührung. Wollte mir einen holen, da ich einen Peugeot 205 zu der Zeit hatte, der vielleicht noch 1000€ auf dem freien Markt gebracht hätte. Warum dann nicht 2500€ Prämie nehmen und 5000€ in ein neues Auto investieren.
ABER: Als ich dann bei Renault / Dacia war und mir einen Sandero zusammen stellen wollte (Zentralverriegelung / Klimaanlage / Servolenkung mehr nicht) lag der Preis dann plötzlich über 11000€. Für das Geld gab es da schon besser ausgestattet neue Clios im Ausstellungsraum. Also erledigte sich der Kauf.
Als ich dann zum ersten mal in einem aktuellen Jogger von einem Freund anfang des Jahres gesessen hatte (War sein zweiter Dacia, den Vorgänger ist er 16 Jahre ohne Probleme gefahren) war ich beeindruckt. Da wirkte nichts billig.
Nun stand bei uns auch ein Neuer an (der TÜV schied uns von unserem Ford Focus Bj 2008) und ich hatte mich ein wenig in den neuen Duster 3 verliebt. Wobei ich dachte: "Den kann ich mir eh nicht leisten wird wohl eher ein Stepwey oder im besten Fall ein Jogger). Aber Pustekuchen. Beim freundlichen Händler vor Ort nannte ich unser Budget und mir wurde mitgeteilt, dass der Duster in Vollausstattung da locker drin ist. Sogar mit Dacia Fullservice für 70000km.
Fazit: ich liebe den Wagen. Da wirkt für mich nicht schlechter oder billiger als bei unserem alten Focus. Ganz im Gegenteil ich empfinde den Wagen sogar als hochwertig mt dem ganzen Spielereien und fahren tut er sich auch sehr sehr gut.
Die Marke hat sich, seit ihrem wiederauftauchen unglaublich schnell weiter entwickelt. Und wirkt sehr selbstbewusst. Wenn ich bedenke, dass bei den ersten Logans oder MPVs der Innenraum eher ein Clio war, findet man jetzt nur wenige sichtbare Elemente von Renault wieder (Klimasteuerung) aber trotz allem wird robuste erprobte Technik verbaut, die vielleicht etwas in die Jahre gekommen ist, aber funktioniert. Und ganz ehrlich, wenn juckt es schon, dass vielleicht Fahrwerktteile oder ähnliches aus älternen Renaultmodellen stammen, sollange sie ihren Dienst zuverlässig tun.
 
Mein Dank geht an den Threadersteller! Schön geschrieben.

Danke, geb ich von Herzen gern zurück!

Mein Eltern kauften damals 1974 einen der ersten Dacias in der DDR. War ja ein Lizenzbau des Renault R12.
Damals war das ein Kracher und die ganze Nachbarschaft lief zusammen, um das Auto zu bestaunen. Ein schick designtes, komfortables Auto. Oma brachte später noch von ihrem jährlichen Westbesuch neue Nachrüst-Rollgurte mit. Hinten gab es keine (nach meiner Erinnerung).
Es war einer der ersten produzierten Dacias und überall im Auto, wirklich überall, waren die Renault-Logos auf den Teilen zu finden. Die Qualität war absolut ok. Das Auto bekam sofort nach Auslieferung eine Hohlraum- und Unterbodenkonservierung mit dem üblichen Mittel - Elaskon. So hieß das Zeug.

Ja, Elaskon, :D, kenn ich auch noch, vom Papa. Für mich selbst war das alles zu früh, war zur Wende gerade 21.

Entsprechend ist das meiste, was ich geschrieben habe, auch keine eigenes Erleben, sondern angelesen. Ich freue mich über die Bestätigung.

Meine Eltern hatten das Auto 5 Jahre, bis sie es verkauften und sich einen LADA zulegten. Einen Dacia wollten sie nicht mehr, weil die Qualität schon deutlich nachgelassen hatte. Sukzessive wurden immer mehr Teile (Lichtmaschine, Vergaser etc.) von Dacia selbst gefertigt und das in immer schlechterer Qualität.

Genau das war wohl der Weg. Am Anfang bekam man einen fast echten Renault mit Ostblock-Stempel, nachher nur noch abgrundtief schlechten Schrott. DACIA hat diese Probleme nicht ansatzweise in den Griff bekommen oder hat es nicht einmal versucht. Ging halt alles seinen Sozialistischen...

Funfact am Rande: Ich habe als Kind das Auto gehaßt. Es roch unglaublich stark nach Plastik und auf jeder längeren Fahrt wurde mir schlecht und ich mußte kotzen. In den ersten ein, zwei Jahren wurden bei Sonnenschein alle Türen zum Lüften geöffnet. Nachmittags im Sommer im Garten stand das Auto stundenlang mit offenen Türen.

Das kann ich mir vorstellen, wobei DAS wiederum kein reines DACIA-Problem war. Des Plastik vom VEB Plaste und Elaste roch auch nicht viel besser, und das vom Ostblock-Top-Hersteller Skoda vermutlich auch nicht. Aber auch Westwagen hatten damals ähnliche Probleme, und so wie Du schreibst, hattet ihr ja damals quasi einen Westwagen, eben einen Renault.

Damals bin ich so ziemlich in allem (zumindest mit-)gefahren, was es so gab. Trabbi, Wartburg, Skoda, Saporosh (wie kann ein Auto so knattern?), Mazda, Citroen, Wolga (waren ja die meisten Taxis), Moskwitsch (ein Geheimtipp im Ostblock wegen bester erhältlicher Motorisierung über 70PS), aber nie in einem Dacia 1100/1300. Das würde ich eigentlich gerne mal, aber gibt es noch welche?
 
man kann aber auch keinen Dacia 1300 mit den Dacias von heute vergleichen, das ist auch in der Qualität ein Quantensprung. Mein Chef hatte einen der ersten 1300 und hat ihn entnervt dann irgendwann gegen einen Lada 2103 getauscht. Das war ausgereifte Technik zu der Zeit auf Fiat Basis und preislich gleich zum Dacia.
Mein Vater hat ihn immer ausgelacht wenn wieder irgendwas an seiner "Balkanziege" war und hat auf seinen Shiguli ( Lada WAS 2101) verwiesen der einfach nur fuhr.

Gruss
Steffen

Balkanziege, haha. Hatte ich fast vergessen, aber der Begriff war damals wohl gängig. :yes:

Die Ladas/Shigulis/Polski Fiats waren in Sachen Zuverlässigkeit wohl deutlich besser. Qualitätswunder waren aber auch sie allesamt nicht, und sie hatten schwere, von FIAT übernommene Design-Fehler wie den Heckantrieb in Verbindung mit der sonstigen Auslegung. In einer Autozeitschrift las ich einmal, so ein Manöver würde mit dem Lada 21xx leicht mit abgeknickter Antenne enden. Sprich: ein heutiger Autofahrer würde sowas wohl leicht mal aufs Dach legen.

Natürlich haben heutige DACIAs mit den damaligen nichts mehr zu tun. Es sind ja praktisch Renaults. Obwohl, das waren die damals ja auch, irgendwie... :think:

Wenn man so will, ist das historisch Interessante an DACIA ja, dass sie sich eben nicht an FIAT gebunden haben wie alle anderen sondern an Renault. Das hab ich ja schon in der Threaderöffnung angesprochen.

Es ist aber auch interessant, dass im Ostblock alle mit Westmarken kooperierten, aber keiner mit den doch damals weltweit führenden bundesdeutschen Herstellern. Zumindest nicht bis zu dem großen Motoren-Deal von Günter Mittag mit der Umstellung von Trabbi und Wartburg auf Viertakter. Das müsste so 1986 (?) gewesen sein?

Für Italiener und Franzosen war das wohl damals nicht ehrenrührig, die machten eben Geschäft. Und weil die teils langjährigen Partner mal eben gerade stalinistisch beherrscht waren, war das ja noch lange kein Grund damit aufzuhören. In der brd herrschte dagegen totaler Krieg, Fanatismus wie zuvor (!) und wie auch parallel in der DDR. Mir ist der rein ökonomische Ansatz da deutlich sympathischer.
 
Natürlich gibt es noch fahrbereite Dacias aus den Anfangszeiten. Olditreffen usw.
 
warum sollte Renault bei Standard Baugruppen wie Auspuffanlagen und anderes mehrere Logos verwenden?
Jeder weiß doch das bei Dacia Renault dahinter steckt.

Gruss
Steffen

Das kommt drauf an. DACIA ist bestimmt nicht unglücklich damit, für Renault mag es partiell ein Problem sein. Oder sogar ein echter Interessenkonflikt. Denn wenn ich gute, erprobte Renault-Technik zum DACIA-Preis bekommen kann, und jeder das weiß, dann bekommt Renault bei eigenen Modellen ein Problem.

Früher wurde das, bei Renault wie bei VW, ganz einfach gelöst: die Konzern-Nebenmarken bekamen eben einfach nur die alte Technik. Für die entsprechend orientierten Kunden war es gut. Das geht aber nicht mehr wegen der EU-Gesetzgebung. Darum baut der aktuelle Sandero auf die gleiche Plattform wie der Clio, der Capture und der Nissan Juke. Ein Auto für vierstellig ist damit leider auch Geschichte, bei DACIA steigst damit leider auch erst bei 11.300 ein.

Ich sag es hier noch einmal, ich mache mir Sorgen um DACIA, dass sie den Kern ihres Erfolgs vergessen/vernachlässigen. Das ist der Preis. Sie wollen hin zum positiven Image und zu den Preisen ihrer Konkurrenten. Dann kauf ich aber keinen DACIA mehr, sondern gleich einen Renault (sofern ich von deutschen Herstellern die Schnauze voll habe, was bei mir der Fall ist). Oder eben einen Peugeot, der sowieso schon immer schicker war als alles andere vom deutschen und französischen Markt...
 
Ich sag es hier noch einmal, ich mache mir Sorgen um DACIA, dass sie den Kern ihres Erfolgs vergessen/vernachlässigen. Das ist der Preis. Sie wollen hin zum positiven Image und zu den Preisen ihrer Konkurrenten. Dann kauf ich aber keinen DACIA mehr, sondern gleich einen Renault (
Dafür kaufen jetzt andere Leute Dacia die es vorher nicht taten.
Das ist auch kein Dacia-Problem, sondern unser Problem. Weil Dacia ist es egal wer die Autos kauft. Wir sind dann nur noch 15 Jahre Geschichte in der Biografie von Dacia.
Nissan und Honda sind auf dem Weg einer Fusionsvorbereitung.
Kunde ist König wird immer weniger, weil
immer weniger
"Konkurenz das Geschäft beleben" muß.
 
Es ist aber auch interessant, dass im Ostblock alle mit Westmarken kooperierten, aber keiner mit den doch damals weltweit führenden bundesdeutschen Herstellern. Zumindest nicht bis zu dem großen Motoren-Deal von Günter Mittag mit der Umstellung von Trabbi und Wartburg auf Viertakter. Das müsste so 1986 (?) gewesen sein?
Für die Rumänen war es auch sprachlich einfacher mit den Franzosen zusammenzuarbeiten. Bei den Polen hatte es historische Gründe mit Fiat und in der SU lag es an der Zusammenarbeit mit den italienischen Kommunisten, so dass gleich die ganze Stadt, in der Shigulis produziert wurden nach dem italienischen Parteichef der Kommunisten benannt wurde - Togliatti.
Eine Zusammenarbeit der DDR mit Westdeutschland war in Ostberlin nicht gewollt. Außerdem gab es einen Einspruch seitens der Russen gegen ostdeutsche Viertakter. Man wollte die Ladas auch als hochwertiges Obstprodukt im Westen verkaufen, da hätten ostdeutsche Fahrzeuge nur gestört.
Die Umstellung später auf VW-Viertakter war wieder in Ostberlin getroffen worden. Ursprünglich war für Wartburg ein selbst entwickelter Dreizylinder vorgesehen, von dem es schon Prototypen gab, die auch schon auf Prüfständen liefen. Dann gab es ein Veto aus Ostberlin, verbunden mit dem Auftrag, mit Renault über Lizenzmotoren zu verhandeln. Renault aufgrund dessen, dass sie ja schon lange im Ostblock aktiv waren. Die Verhandlungen waren erfolgreich, aber dann gab es wieder ein Veto aus Ostberlin und es mussten nun ab 1984 VW-Motoren sein. Für den Einbau waren aber bei Barkas, Sachsenring und Wartburg so umfangreiche Neukonstruktionen erforderlich, dass das VW-Projekt wesentlich teurer wurde, als die Eigenentwicklung der Motoren gekostet hätte.
 
Ich selber sah Dacia bisher auch eher skptisch und habe dort "Billigautos" rein interpretiert.

Aber es sind Billigautos, das ist ja gar nicht reininterpretiert! Das sollten wir gar nicht als so negativ oder abwertend sehen, denn billig ist zu Unrecht in Verruf geraten (dann gern durch preiswert ersetzt oder durch Preis-Leistungs-Verhältnis), ist aber eigentlich ein ausgesprochen positiver Begriff. In der Justiz ("recht und billig") hat sich die alte Bedeutung erhalten. Es bedeutet doch eigentlich nur "angemessen", also der Preis passt zur Leistung.

DACIAs sind also billige Autos, weil der Preis zur Leistung passt. Es gibt Unterschiede zu anderen Marken, viele Dinge sind einfacher und pragmatischer gelöst. Aber in der Regel ohne eine praktische Einbuße, teils sogar mit Vorteilen. Denn das viel gescholtene Hartplastik ist beständiger als das geschäumte Zeug, und den Unterschied sieht man nicht (kaum), sondern fühlt ihn allenfalls. Bei anderen Marken bezahlt man also viele 1000e Euros mehr für eine Anmutung, die einem gar nichts nützt und die man in einem Autoleben aber wirklich allenfalls überschaubar erfährt. Oder wie oft fahrt ihr mit den Händen übers Armaturenbrett oder die Türverkleidungen, um diesen Touch zu genießen?

Die meisten anderen Autos sind zu unangemessenem, unnötigem Luxus degeneriert. Die Autotester haben daran großen Anteil, die Kunden mit ihren Kaufentscheidungen auch. Ich will auch nichts gegen Leute sagen, die 50, 70 oder 90 TEUR für ein Auto ausgeben bzw. sich etwas Entsprechendes leasen, ganz im Gegenteil. Davon lebt die ganze Industrie, und der technische Fortschritt auch, seit Jahrzehnten. Ein ABS, ASR, TWA, Gurtstraffer, gekrümmte Lenksäule, Knautschzone usw. wurde nie über einen Polo oder Corsa eingeführt, sondern immer von oben nach unten. Gut so! Das ist Umverteilung in die richtige Richtung.
(nur das ESP war vielleicht eine kleine Ausnahme, dank Elchtest)

Für mich, der ich keinen Status brauche und rechnen muss, sind 70k-Autos keine Option. Ich würde es auch nicht ausgeben wollen. Solche Autos sind "unbillig", und dieser Begriff ist der zurecht negativ belegte.

Als vor Jahren die Abwrackprämie kam machte Dacia die Werbung "Sandero für 5000€" Da kam ich zum ersten mal mit der Marke bewusst in Berührung. Wollte mir einen holen, da ich einen Peugeot 205 zu der Zeit hatte, der vielleicht noch 1000€ auf dem freien Markt gebracht hätte. Warum dann nicht 2500€ Prämie nehmen und 5000€ in ein neues Auto investieren.
ABER: Als ich dann bei Renault / Dacia war und mir einen Sandero zusammen stellen wollte (Zentralverriegelung / Klimaanlage / Servolenkung mehr nicht) lag der Preis dann plötzlich über 11000€. Für das Geld gab es da schon besser ausgestattet neue Clios im Ausstellungsraum. Also erledigte sich der Kauf.

Finde ich erstaunlich, denn in der Regel liegen vergleichbare Renaults wie alle Marken preislich deutlich über Dacias. Grob gesagt vielleicht 50% mehr für KIA, Renault, Ford, und 100% mehr für deutsche Marken wie VW, Mercedes. Aber gut, die gaben ja zumindest früher auch relativ hohe Rabatte, was DACIA nicht macht.

Als ich dann zum ersten mal in einem aktuellen Jogger von einem Freund anfang des Jahres gesessen hatte (War sein zweiter Dacia, den Vorgänger ist er 16 Jahre ohne Probleme gefahren) war ich beeindruckt. Da wirkte nichts billig.

Siehe oben - ich finde, an meinem DACIA wirkt eigentlich alles billig. Also Preis-Leistung angemessen. :yes:

Nee, mach es nicht besser als es ist. Den Unterschied sieht man schon. Es ist aber auch wahr, dass andere Hersteller nachziehen (Trommelbremsen hinten, Hartplastik im Innenraum z.B. bei VW), dabei aber bei ihren Mondpreisen bleiben.

Nun stand bei uns auch ein Neuer an (der TÜV schied uns von unserem Ford Focus Bj 2008) und ich hatte mich ein wenig in den neuen Duster 3 verliebt. Wobei ich dachte: "Den kann ich mir eh nicht leisten wird wohl eher ein Stepwey oder im besten Fall ein Jogger). Aber Pustekuchen. Beim freundlichen Händler vor Ort nannte ich unser Budget und mir wurde mitgeteilt, dass der Duster in Vollausstattung da locker drin ist. Sogar mit Dacia Fullservice für 70000km.
Fazit: ich liebe den Wagen. Da wirkt für mich nicht schlechter oder billiger als bei unserem alten Focus. Ganz im Gegenteil ich empfinde den Wagen sogar als hochwertig mt dem ganzen Spielereien und fahren tut er sich auch sehr sehr gut.

Das kann ich nur bestätigen. Ich habe meinen nun 3 Monate, aber ich freue mich noch immer auf jedes Mal einsteigen und fahren, und ich gestehe verschämt, dass ich sogar so manche reine Spaßfahrt inzwischen gemacht habe... :blush:

Und irgendwie scheinen PS und Nm auch etwas anderes zu bedeuten bei unterschiedlichen Konzernen. Die Angaben bei Fahrzeugen aus dem Renault-Konzern klingen oft recht knapp motorisiert, da hat man 1l- oder 1,3l-Maschinen mit nicht einmal 100PS oder gerade so drüber, wo man doch gelernt hat, dass ein Auto schon 170 oder 190PS haben muss, damit man halbwegs flott unterwegs ist (Überholreserve und so). In der Praxis scheinen die Renault-PS vergleichsweise fast doppelt zu zählen. :think:

Die Marke hat sich, seit ihrem wiederauftauchen unglaublich schnell weiter entwickelt. Und wirkt sehr selbstbewusst.

Was mir sehr gut gefällt. Früher hieß billiges Auto oft Scheiß-Design. Viereckige Scheinwerfer z.B. oder kantige Karosserie. DACIA ist da mutig, das Y-Design der Lampen vorn und hinten fällt auf, die Dachreling sieht gut aus. Die Stepway- und die Extreme-Applikationen innen und außen sind billig, sehen aber gut aus. Das Glas ist so wenig gewölbt wie möglich, denn stark gewölbtes Glas ist teuer (und unpraktisch, nebenbei bemerkt), aber so geschickt ins Design integriert, dass das nicht nachteilig auffällt. Gleiches gilt für das Blech, das alle extrem scharfen Knicke möglichst vermeidet, welche auch wieder teuer wären und Rostrisikostellen noch dazu.

Das machen sie richtig gut, und dabei billig. Kundenfreundlich, würde ich sagen.

Wenn ich bedenke, dass bei den ersten Logans oder MPVs der Innenraum eher ein Clio war, findet man jetzt nur wenige sichtbare Elemente von Renault wieder (Klimasteuerung) aber trotz allem wird robuste erprobte Technik verbaut, die vielleicht etwas in die Jahre gekommen ist, aber funktioniert. Und ganz ehrlich, wenn juckt es schon, dass vielleicht Fahrwerktteile oder ähnliches aus älternen Renaultmodellen stammen, sollange sie ihren Dienst zuverlässig tun.

Jein. Aktuelle DACIA-Modelle stehen auf den gleichen Plattformen wie aktuelle Renault- und Nissan-Modelle, da gibt es keine Unterschiede mehr. Geht auch gar nicht mehr, das hat die EU-Gesetzgebung erzwungen. Und somit auch den Preissprung von rund 8k Einstieg auf 11.300. DACIA wird sich wohl gesagt haben, ok, in die Richtung wollen wir sowieso, und so haben wir einen guten Schuldigen. Mach aus der Not also besser eine Tugend...

Außerdem gibt es im Renault-Konzern sowieso viele einbaukompatible Teile in Abstufungen, wie etwa die Innenbeleuchtung. Im Sandero 3, selbst im Stepway Extreme+, ist das die Extremst-Primitiv-Variante mit einer Glühlampe W5W und einem dreistufigen Schalter. Eine Tranfunzel, vergleichbar mit einem Feuerzeug. Es passt aber genauso die LED-Beleuchtung aus dem Megane mit 3 LEDs und drei Schaltern für Leselicht links und rechts. So macht man das; ich find's eigentlich ganz ok. Wer mehr will, kann ja für wenig Geld aufrüsten.

Was immer dabei ist, ist der Renault-Bediensatellit rechts unten für Lautstärke und so. Mit dem habe ich anfangs sehr gefremdelt, inzwischen liebe ich ihn. Denn anders als jede Bedienung direkt am Lenkrad bei beliebigen Herstellern steht der unabhängig vom Lenkradeinschlag immer an der gleichen Stelle zur Verfügung und funktioniert auch immer. Bei meinem letzten Auto ging das komischerweise erst, wenn das Lenkrad wieder halbwegs gerade stand. Und ohne Zündung gar nicht. Und dabei ist eine Lautstärkeeinstellung, die man erfühlen und ohne Hinschauen bedienen kann, ja so wichtig!
 
Für die Rumänen war es auch sprachlich einfacher mit den Franzosen zusammenzuarbeiten.

Als mit den Italienern? Dakien war ja mal römische Provinz. Ich bin kein Linguistiker, allenfalls ein Hobby-, alle drei sind romanische Sprachen und haben viel Gemeinsames, aber dass das zwischen Franzosen und Rumänen mehr sein soll als zwischen Italienern und Rumänen, würde ich ehrlich gesagt unter Gerücht verbuchen.

Mir kam auch zu Ohren, dass Rumänen in Italien als Einwanderer besonders stark vertreten sind, weil diese Sprache ihrem muttersprachlichen Idiom besonders nahe kommt. Wen's interessiert, der kann sich ja mal den rumänischen Superhit "Dragostea Din Tei" von vor ca. 15 Jahren nochmal anhören.
https://www.youtube.com/watch?v=MhuTaD-B4qs
https://www.youtube.com/watch?v=YnopHCL1Jk8
(zweitere Version aus Moldawien,wo sie einen rumänischen Dialekt sprechen)

Von allen mir bekannten romanischen Sprachen klingt das Portugiesisch noch am ähnlichsten wegen der vielen "sch"-Laute, die es in Spanisch, Französich, Italienisch so nicht (mehr) gibt. Vergleicht mal bei diesem Superhit:
https://www.youtube.com/watch?v=iyLdoQGBchQ

Außerdem spricht man die Vokale sehr deutlich aus, was im Französischen ziemlich verloren ist (u existiert gar nicht mehr, nur noch als ü. O auch nicht, dafür musst ou nehmen. Oder eau oder gar eaux :D Ein Witz, diese Sprache, aber Englisch ist noch viel, viel übler. Und schlimmerweise gerade Weltsprache.. :kotz: Ghoti – Wikipedia). Wobei sich beide gleichermaßen für den Gipfel der Welt halten.

Aber egal, bei der Wahl zwischen Französisch und Italienisch scheint mir die Ähnlichkeit mit Rumänisch zugunsten letzterem doch mehr als deutlich...

Bei den Polen hatte es historische Gründe mit Fiat und in der SU lag es an der Zusammenarbeit mit den italienischen Kommunisten, so dass gleich die ganze Stadt, in der Shigulis produziert wurden nach dem italienischen Parteichef der Kommunisten benannt wurde - Togliatti.

Ein Gutteil der Erklärung für die ganze Ostblock-Kooperation mit Fiat, denke ich. :yes:

Eine Zusammenarbeit der DDR mit Westdeutschland war in Ostberlin nicht gewollt. Außerdem gab es einen Einspruch seitens der Russen gegen ostdeutsche Viertakter. Man wollte die Ladas auch als hochwertiges Obstprodukt im Westen verkaufen, da hätten ostdeutsche Fahrzeuge nur gestört.

Bist Du da wirklich ganz sicher, dass die Sowjets da mitgewirkt haben? Weil, bei vielen anderen Kooperationen hatten sie ja anscheinend nichts einzuwenden, und sie nahmen sie sich ja auch auch selbst heraus. Nach meiner Kenntnis waren die Hemmnisse gegen modernere Motorisierungen in der DDR rein inländisch.

Welchem Obst entspricht der Lada? Gurke*? Nicht bös gemeint, aber SCNR.. :rotate:

* Gurke ist kein Obst, sondern Gemüse, weiß ich auch. Aber es ist eine Beere, wie Melone, Tomate, Banane, und anders als Erdbeere, Himbeere und Brombeere...

Die Umstellung später auf VW-Viertakter war wieder in Ostberlin getroffen worden.

Ja, und da hatten die Sowjets jetzt nix mehr mitzureden? Wo die Rohstoffabhängigkeit noch viel, viel schlimmer geworden war? Das leuchtet mir nicht ein.

Ursprünglich war für Wartburg ein selbst entwickelter Dreizylinder vorgesehen, von dem es schon Prototypen gab, die auch schon auf Prüfständen liefen. Dann gab es ein Veto aus Ostberlin, verbunden mit dem Auftrag, mit Renault über Lizenzmotoren zu verhandeln. Renault aufgrund dessen, dass sie ja schon lange im Ostblock aktiv waren. Die Verhandlungen waren erfolgreich, aber dann gab es wieder ein Veto aus Ostberlin und es mussten nun ab 1984 VW-Motoren sein. Für den Einbau waren aber bei Barkas, Sachsenring und Wartburg so umfangreiche Neukonstruktionen erforderlich, dass das VW-Projekt wesentlich teurer wurde, als die Eigenentwicklung der Motoren gekostet hätte.

Ja, diese Entscheidung muss damals wirtschaftlich eine irre Fehlentscheidung gewesen sein. Ein guter Beleg für die Effizienz planwirtschaftlicher Systeme sozialistischer bzw. stalinistischer (ist ja eigentlich eins) Art.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Post #38 ist Dir irgendwas beim Zitieren verrutscht, denn die mit meinem Usernamen versehenen Zitate stammen gar nicht von mir.

Als mit den Italienern? Dakien war ja mal römische Provinz
Da hast Du was verwechselt oder ich nicht genauer geschrieben. Ich meinte im Gegensatz zu den Polen taten sich die Rumänen mit den Franzosen leichter. Warum es zwischen den Rumänen und Italienern keine Zusammenarbeit gab, das weiß ich nicht. Dass Dakien römische Provinz war, das weiß ich schon, als alter Lateiner;)

Bist Du da wirklich ganz sicher, dass die Sowjets da mitgewirkt haben? Weil, bei vielen anderen Kooperationen hatten sie ja anscheinend nichts einzuwenden, und sie nahmen sie sich ja auch auch selbst heraus. Nach meiner Kenntnis waren die Hemmnisse gegen modernere Motorisierungen in der DDR rein inländisch.
Da bin ich mir sogar sehr sicher, denn diese Infos stammen u.a. aus einem Artikel der Oldtimer Markt, in dem dazu viele Hintergründe recherchiert wurden und auch die damals beteiligten Protagonisten zu Wort kamen. Dazu kam aber auch, so wurde es auch in dem Artikel gesagt, dass Ostberlin in voreilendem Gehorsam auf keinen Fall dem "großen Bruder" irgendwie ans Zeug flicken wollte.
 
Dazu kam aber auch, so wurde es auch in dem Artikel gesagt, dass Ostberlin in voreilendem Gehorsam auf keinen Fall dem "großen Bruder" irgendwie ans Zeug flicken wollte.
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Genau so war es, dazu kam das im RGW genau festgelegt war, wer was produzierte. Ganz einfaches Beispiel waren Traktoren, wieso hatten denn selbst die letzten ZT Traktoren nur 100PS? Im RGW war beschlossen, das dieses die Obergenze war, drüber hinaus durfte nur die UdSSR produzieren, wie z.B. den T150K oder den K700.
Das lässt sich unendlich fortsetzen.

Gruss
Steffen
 
In der Praxis scheinen die Renault-PS vergleichsweise fast doppelt zu zählen. :think:
Bei unseren Autos treffen 90 bzw. 100PS auf nur 1.145kg Leergewicht, was sich natürlich auch durch flottes Durchziehen vor allem im 2. und 3. Gang bemerkbar macht.
ich gestehe verschämt, dass ich sogar so manche reine Spaßfahrt inzwischen gemacht habe
Wieso denn verschämt? Meine Frau und ich gestehen unsere Spaßfahrten hier mal ganz offen (haha)!
Gruß Lothar
 
Das kommt drauf an. DACIA ist bestimmt nicht unglücklich damit, für Renault mag es partiell ein Problem sein. Oder sogar ein echter Interessenkonflikt. Denn wenn ich gute, erprobte Renault-Technik zum DACIA-Preis bekommen kann, und jeder das weiß, dann bekommt Renault bei eigenen Modellen ein Problem.
Renault hat längst das Problem, dass gemäss Infos meines AH schon einige Renault-Kunden auf Dacia umgestiegen sind.

Ich sag es hier noch einmal, ich mache mir Sorgen um DACIA, dass sie den Kern ihres Erfolgs vergessen/vernachlässigen. Das ist der Preis. Sie wollen hin zum positiven Image und zu den Preisen ihrer Konkurrenten. Dann kauf ich aber keinen DACIA mehr, sondern gleich einen Renault (sofern ich von deutschen Herstellern die Schnauze voll habe, was bei mir der Fall ist). Oder eben einen Peugeot, der sowieso schon immer schicker war als alles andere vom deutschen und französischen Markt...
Dacia wird den Weg genau so erfolgreich gehen, wie Skoda. Die kamen auch als Preisbrecher auf den Markt und haben sich in der Zwischenzeit zum hochwertigen Auto etabliert. Dacia wird so einen völlig neuen Kundenkreis erschliessen, inkl. ehemaliger Renault-Kunden. Dass da ein paar Nostalgiker und Pfennigfuchser abspringen werden, dürfte Dacia egal sein.
 
@Sandero3_Safaribeige

ich habe ein paar Ergänzungen zu Deinen guten Ausführungen.

Danke, ebenso.

Dacia selbst ist kein Weltkonzern, denn das ist in diesem Fall die Groupe Renault, später Renault-Nissan Alliance. Das ist in diesem Fall ähnlich wie bei VW, bei der Škoda oder Seat (heute Cupra) Tochterunternehmen des Weltkonzerns VW sind, aber keine eigenständigen Konzerne darstellen. Wegen der Trennschärfe.

Ich weiß natürlich, dass DACIA zur Renault-Gruppe gehört, und auch, wie eng die Verflechtung ist. Oft bis zur Ununterscheidbarkeit. Trotzdem habe ich das vom eigenen Weltkonzern DACIA ganz bewusst so geschrieben. DACIA ist heute ein Hersteller, der in 8 Ländern produziert. Entwickelt wohl auch im Ausland, Zumindest in Brasilien und China.

Hast Du schonmal davon gehört, dass von Skoda irgendwas außerhalb Tschechiens entwickelt oder gebaut wurde? Ich nicht. Möglicherweise werden heutzutage Skodas bei Bedarf in ausländischen VW-Werken zusammengebaut, aber dass Skoda ausländische Werke oder sonstige Standorte hätte, wäre mir neu.

Das ist der Unterschied, den ich meinte. DACIA ist trotz engmaschiger Integration in Renault eigenständig in fast aller Welt vertreten, Skoda nicht. DACIA ist ein internationaler Konzern, Skoda ein rein nationaler.
 
Hast Du schonmal davon gehört, dass von Skoda irgendwas außerhalb Tschechiens entwickelt oder gebaut wurde? Ich nicht. Möglicherweise werden heutzutage Skodas bei Bedarf in ausländischen VW-Werken zusammengebaut, aber dass Skoda ausländische Werke oder sonstige Standorte hätte, wäre mir neu.

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