Wer sich den langatmigen "Erklärbärteil" nicht antun möchte, springt gleich runter zur gestrichelten Linie.
Gehen wir die Sache doch mal ganz nüchtern an.
Eine von innen vereiste Frontscheibe war ja das ursprüngliche Problem um das es ging.
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit sich auf der Innenseite der Frontscheibe Eis bildet?
Zunächst einmal muss es kalt sein. So kalt, dass die Scheibe eine Temperatur unterhalb des Gefrierpunktes von Wasser hat, also </= 0° Celsius. Diese Scheibentemperatur ist nicht zwingend abhängig von der Aussentemperatur. Bei einer Aussentemperatur von > 0° C kann auch Wind dazu führen, dass die Scheibentemperatur selbst unter die 0° fällt. Sonneneinstrahlung kann zum gegenteiligen Effekt führen. Die Wahl des Parkplatzes kann also durchaus einen Einfluss darauf haben, ob eine Scheibe - sowohl von innen, als auch von aussen - vereist.
Damit Wasser gefrieren kann, benötigen wir selbstverständlich auch Wasser. Da es um den innenseitigen Eisbelag geht, muss natürlich auch das Wasser im Innenraum vorhanden sein.
In Herbst und Winter bringt man sehr schnell Feuchtigkeit mit ins Auto. Schnee oder Regen an Schuhen und anderer Kleidung z.B., aber auch unser Atem und andere Ausdünstungen bringen relativ viel Feuchtigkeit mit (Vergl. Alleinfahrer und Auto voll mit Familie).
Im sich erwärmenden Innenraum (Heizung) wird ein Teil dieser Feuchtigkeit von der umgebenden Luft aufgenommen, da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte.
Der Rest der Feuchtigkeit sammelt sich in Polstern, Fußmatten, etc.
Reicht nun der Luftdurchsatz im Fahrzeug nicht aus um die gesamte Feuchtigkeit aus dem Fahrzeug zu bringen - was er im Winter in so gut wie keinem Fahrzeug tun dürfte - verbleibt nach dem Aussteigen eine gewisse Restfeuchte im Innenraum.
Die Luft im Innenraum kühlt sich nach und nach ab. Und da kalte Luft nicht so viel Feuchtigkeit aufnehmen kann wie warme, sucht sich die Feuchtigkeit nun ein Plätzchen an dem sie kondensieren kann. Dafür kommen im Grunde zwar alle Oberflächen in Frage, mit Vorliebe aber natürlich die kältesten, da sich die Luft dort auch als erstes abkühlt. Das sind im Auto die Scheiben.
Sinkt nun die Temperatur der Scheibe unter den Gefrierpunkt, erstarrt das dort kondensierte Wasser zu Eis.
Ende Erklärbärteil
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Soweit die physikalische Theorie die uns allen bekannt sein dürfte.
Jetzt sagen einige, dass das bei diesem oder jenem Auto-Modell öfter oder heftiger passiert als bei diesem oder jenem anderen. Woran könnte das liegen?
Die Komponenten die es zu einer vereisten Scheibe braucht kennen wir ja nun. Kurz gefasst sind das:
- vglw. hohe Innenraumfeuchte
- Scheibentemperatur </= 0° C
- eine kondensierfreundliche Oberfläche
Gehen wir nun davon aus, dass die Fahrzeuge unter identischen Bedingungen benutzt, gefahren und geparkt werden bleibt auf den ersten Blick nur das Lüftungssystem übrig. Genauer: Die Menge an feuchter Luft die im selben Zeitraum hinausbefördert werden kann muss bei dem einen Modell höher sein, als beim anderen. Das kann bspw. durch ein leistungsfähigeres Gebläse (höherer Luftdurchsatz bei gleicher Lautstärke) erreicht sein.
Ich vermute aber etwas anderes.
Die Feuchtigkeit muss kondensieren können bevor sie friert. Dazu bentöigt sie eine rauhe Oberfläche. Deshalb beschlagen dreckige Scheiben deutlich schneller und hartnäckiger als stets sauber geputzte Scheiben. Weil die Oberfläche der verschmutzten Scheibe rauher und hügeliger ist, als die der sauberen Scheibe. Gefriert dieses Kondenswasser dann noch, bildet sich wieder eine noch rauere Oberfläche und das ganze wird noch schlimmer.
Ich stelle einfach mal die Theorie in den Raum, dass verschiedene Autohersteller auch verschiedene Windschutzscheiben verbauen. Ich meine nicht die Form, denn die ist ja sowieso überall anders, sondern die Feinheit der Oberfläche. Die einen sind rauer als die anderen und dementsprechend kondensierfreundlicher.
An einer hundertprozentig glatten Windschutzscheibe (die phyikalisch genauso unmöglich ist wie ein dichter Wasserstofftank) könnte theoretisch kein Kondenswasser haften und damit auch nicht gefrieren. Es würde im Moment des Kondensierens einfach schlagartig zu Boden fallen.
/edit:
[...] So wie du
@DaciaBeWild dachte auch die Verkäuferin und wollte mir "wegen ihrer falschen Annahme" sogleich ein ganzes Matratzenprogramm verkaufen
. Unserer Geschichte von der ausgelaufenen Bettflasche glaubte sie nicht. War mir aber egal
.
Gibs zu. Wärest du der Verkäufer gewesen hättest du das vermutlich auch nicht geglaubt