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Angesichts der anhaltenden Ablehnung des sogenannten Biosprits E10 fordert die Regierung von den Mineralölkonzernen mehr Anstrengungen bei der Vermarktung.
Ich möchte hier nochmal darauf hinweisen, dass dieser Thread ausschließlich für Pressemeldungen gedacht ist.
Meinungen (auch zu den zitierten Artikeln) bitte in den anderen Thread.
Shell-Chef geht auf Röttgen los: Der Mineralölkonzern Shell hat die Politik und die Autobranche wegen der mangelnden Akzeptanz des Biokraftstoffs E10 angegriffen und erwartet enorme Folgekosten. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Von den anderen, die auf dem Benzingipfelvertreten waren, hört und sieht man nicht viel“, sagte Shell-Deutschlandchef Peter Blauwhoff dem „Tagesspiegel“. Insbesondere Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sehe er in der Pflicht. „E10 betrifft eine breite Mehrheit der Bürger, und ich kann Herrn Röttgen nur auffordern, sich ebenfalls tatkräftig um mehr Akzeptanz zu bemühen. Es handelt schließlich sich um die Folgen seiner Gesetzgebung.“
Den Kunden ist nach Blauwhoffs Einschätzung inzwischen überwiegend klar, ob ihr Auto E 10 verträgt oder nicht. „Es geht nicht um Unwissen allein, sondern auch um eine Protesthaltung“, sagte er. „Ich bin verwundert. E10 ist unser 'Stuttgart 21'. Eine Gesetzgebung ist ordnungsgemäß durch alle demokratischen Schritte gegangen und wird doch faktisch zu Fall gebracht.“ Diese Unsicherheit in Deutschland sei ein Problem.
[...]Das passierte an vielen Esso-Tankstellen in NRW: Am Preismast und an der Tanksäule war das umstrittene E10-Benzin ausgezeichnet. Wer zum Zapfhahn griff, erhielt anschließend einen Kassenzettel, der bestätigte, dass E10 gekauft wurde - alles "technisch unverrückbar verbunden zum Schutz der Kunden". Im Tank jedoch schwappte herkömmliches Super95-Benzin.[...]
[...]Stattdessen fließt weiterhin Super95-Benzin, das eigentlich ausgemustert werden sollte, aus vielen E10-Zapfpistolen. "Eine Rückumstellung der Tankstellen" sei "auf die Schnelle nicht ohne Weiteres möglich". Damit die Kunden "nicht irritiert sind, haben wir unsere Tankstellenpartner gebeten, auf der Tanksäule das Hinweisschild E10 zu überkleben", sagt Radke.[...]
[...]Wirklich problematisch ist das für den Konzern offensichtlich nicht. Sprecherin Radke verweist auf die DIN-Norm. Die nämlich "definiert, dass E10 ein Benzin kennzeichnet, das maximal 10 Prozent Ethanol enthält. Ein Minimumanteil ist nicht festgelegt." In diesem Sinne ist Super95 folglich auch E10.[...]
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Damit nicht genug. Von Testern der Verbraucherzentrale NRW befragt, gaben Mitarbeiter der Esso-Tankstellen an, auch beim Preis recht eigenwillig verfahren zu haben: So seien der im E10-Mantel vertriebene Super95-Sprit und das höherwertige Super Plus zum identischen Preis offeriert worden. Aussagen, die Sprecherin Radke nicht bestätigen will. Das entspreche nicht Essos "Maxime".[...]
[...]Eine Reihe von Fahrzeugherstellern will das Vertrauen der Verbraucher in das Öko-Benzin stärken. Die Industrie erklärt sich bereit, für durch E10 verursachte Schäden an Motoren aufzukommen.[...]
[...]Die deutsche Autoindustrie macht sich mit einem handfesten Versprechen für den Biosprit E10 stark: Die Hersteller Audi, BMW , Opel, VW , Porsche, Ford und Daimler gaben eine verbindliche Verträglichkeitsgarantie für den umstrittenen Ökokraftstoff ab. "Selbstverständlich gelten auch bei E10 alle rechtlichen Ansprüche des Verbrauchers", heißt es in der verbreiteten Erklärung.[...]
[...]Das Verwirrspiel an den Tankstellen nimmt unterdessen immer absurdere Formen an. Drei Wochen nach dem Berliner Benzingipfel kann der Autofahrer kaum noch sicher sagen, was er in seinen Wagen füllt. Nicht selten sprudelt aus der E10-Zapfstelle das alte E5-Super. An anderen Tanksäulen steht zwar Super95 dran, aber Super Plus ist drin.[...]
[...]Die Ursache dafür ist laut einer Sprecherin des Mineralölkonzerns ExxonMobil , dass noch nicht überall in Deutschland und den grenznahen Gebieten der Nachbarländer Raffinerien und Lagerkapazitäten auf E10 eingerichtet sind, andererseits aber viele Tankstellen ihre Schilder bereits auf den neuen Biosprit umgerüstet haben. Rechtlich ist das nach Aussage der Mineralölwirtschaft in Ordnung. Die DIN-Norm für E10-Benzin schreibt lediglich den oberen Grenzwert des Bioethanol-Anteils fest, eben mit zehn Prozent. Daher fallen formaljuristisch auch Super Plus (mindestens 98 Oktan) und das alte Super 95 (95 Oktan) unter diese Norm, auch wenn sie höchstens fünf Prozent Biokraftstoff enthalten. Radke zufolge strömt hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen daher aus zahlreichen mit E10 ausgezeichneten Zapfstellen tatsächlich nur E5-Benzin.[...]
[...]Der Berliner Benzingipfel ist noch keine drei Wochen her, doch schon heute ist klar: Diese aufgemotzte Inszenierung unter Federführung von Wirtschaftsminister Brüderle reiht sich ein in die Kategorie «Flop des Jahres».[...]
[...]Trotz gegenseitiger Beschwörungen ist es weder der Bundesregierung noch der Mineralölwirtschaft gelungen, die deutschen E10-Muffel vom Segen dieser Benzin-Innovation zu überzeugen. Im Gegenteil, die Abneigung unter den Autofahrern hat sich weiter verfestigt. Das ist umso erstaunlicher, als selbst das Preisargument keine Kehrtwende bewirken konnte. Die Angst der Kunden um ihr geliebtes Automobil ist millionenfach größer als die uninspirierten Beschwichtigungsformeln eines überfordert wirkenden Umweltministers Röttgen. [...]
[...]Bestärkt werden sie nun durch die gegenseitigen Schuldzuweisungen der beteiligten und vor allem eine aktuelle Umfrage unter Autohändlern, die zu zwei Dritteln von Biosprit abraten. Sie fürchten in Zukunft Regressansprüche ihrer Kundschaft wegen kaputter Motoren, defekter Leitungen, etc[...]
[...]Doch hätte es eines noch stärkeren Gegenargumentes bedurft, bitte sehr: Selbst das Bundesinnenministerium lässt die eigene Dienstflotte – also etwa Polizei oder Technisches Hilfswerk – vorsichtshalber das alte Superbenzin tanken. Wenigstens so lange, bis endgültig geklärt ist, ob die Fahrzeuge E10-tauglich sind.[...]
[...]Die Empörung über dieses neue Berliner Schurkenstück auf dem Rücken des deutschen Verbrauchers wird noch lange nicht abebben.[...]
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Einen ganz besonderen Rettungsversuch unternimmt nun Shell. Das Unternehmen bietet Kunden einen Versicherungsschutz gegen Schäden an, welche der Biosprit womöglich anrichten kann. Der Haken: Die Kunden müssen ihre Tanks mindestens zu 80 Prozent bei Shell füllen. Falls sie öfter bei der Konkurrenz an die Zapfsäule fahren, erlischt der Versicherungsschutz.
Der ADAC spricht von einem Marketing-Gag. Der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Gerd Billen, nennt die Idee schlicht Unsinn: "Wer möchte schon Benzin tanken, gegen das er sich erst versichern muss."[...]
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Im für den Biosprit zuständigen Bundesumweltministerium gibt man sich gelassen. Es gebe Schätzungen, dass die Biokraftstoffquote auch mit einem Anteil von 50 statt 90 Prozent E 10 am Super-Benzin erreicht werden könne, heißt es dort. Zudem sei auch in den vergangenen Jahren die Quote von aktuell 6,25 Prozent ohne E 10 erfüllt worden. Derzeit liegt die E-10-Quote beim Super teils nur bei 30 Prozent, bei dem bisher weniger produzierten Super mit 5 Prozent Ethanol gibt es dagegen Engpässe.
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Röttgen lässt bisher nicht erkennen, dass er E10 für gescheitert hält. Er wäre der zweite Umweltminister nach Sigmar Gabriel (SPD), der E10 nicht in den Markt bringen kann. Gabriel hatte 2008 den ersten Versuch abgebrochen, damals wie heute galten knapp drei Millionen Autos als E-10-unverträglich.[...]
[...]„E10 wird besteuert wie herkömmliches Benzin, obwohl E10 weniger Energie enthält und der Autofahrer weniger weit damit fahren kann. Wir fordern daher eine faire Besteuerung. Zurzeit profitiert der Finanzminister vom Mehrverbrauch durch E10“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, Klaus Picard, am Mittwoch am Rande einer Veranstaltung in Hamburg.[...]
[...]Laut Picard lehnen zahlreiche Autofahrer den Biosprit bewusst ab, auch wenn ihr Auto vom Hersteller für den E10-Betrieb freigegeben worden ist. „Umfragen unserer Mitglieder an den Tankstellen haben ergeben, dass die allermeisten Autofahrer sich informiert haben. Trotzdem haben sie eine Abneigung gegen E10“, sagte der Öl-Manager.[...]
[...]Damit ist der Preisunterschied zwischen Diesel und Benzin geringer als 9 Cent, obwohl für Dieselkraftstoff rund 22 Cent weniger Steuern erhoben werden. „Diesel ist schon seit geraumer Zeit deutlich zu teuer“, bemängelte ein ADAC-Sprecher.
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Auf dem Benzingipfel wurde versprochen: Alle Probleme werden gelöst. Doch die Vorbehalte der Verbraucher gegen E10 sind geblieben. Sogar die Behörden trauen dem sogenannten Biosprit nicht: Bundespolizei und THW tanken vorerst weiter den herkömmlichen Treibstoff. Jetzt haben die deutschen Autobauer eine Garantie-Erklärung abgegeben – doch die kommt möglicherweise zu spät. Die Autofahrer stürmen E10-freie Tankstellen. Selbst die Ölkonzerne haben das Vertrauen in ihr Produkt verloren und wollen wieder mehr vom alten Sprit herstellen.
Dazu unsere aktuelle Umfrage:
Unter welcher Bedingung würden Sie E10 tanken? (Wenn Sie mehrere Bedingungen haben, wählen Sie bitte die für Sie wichtigere)
- Ich will E10 unter keinen Umständen tanken. (77%, 287 Votes)
- Wenn man mir garantiert, dass es meinem Auto nicht schadet. (14%, 51 Votes)
- Wenn es billiger wäre als bisheriges Super-Benzin. (5%, 20 Votes)
- Ich finde E10 sinnvoll und tanke es auf jeden Fall. (3%, 10 Votes)
- Wenn es nicht teurer wäre als bisheriges Super-Benzin. (1%, 4 Votes)
- weiß nicht / keine Meinung (0%, 3 Votes)