Helmut2
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- MCV1 1.5 dCi, 86 PS, Laura Kometen Grau metallic, 07 /2009
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E10-Biosprit: Bürger wehren sich gegen ökologische Bevormundung - Nachrichten Wirtschaft - WELT ONLINE
Hunderttausende Fahrzeughalter haben sich in dieser Woche spontan zu einem nie da gewesenen Benzin-Boykott zusammengetan. Bis zum Wochenende legte der Käuferstreik ganze Raffinerien lahm. An den bereits umgerüsteten Stationen griff kaum jemand zur E10-Zapfpistole. Dafür bildeten sich beim einzig verbliebenen Kraftstoff alter Machart, dem Super Plus, Schlangen, trotz des deutlich höheren Preises.
Der Superkraftstoff E10: Kaum einer will ihn tanken Tankstellenpächter mussten sich Beschimpfungen anhören. "Die Unsicherheit ist groß", klagt Karlheinz Ammelounx, Pächter einer Sprint-Tankstelle in Berlin: "Bei uns tankt nur jeder Zehnte den neuen Kraftstoff."
Nach wie vor fürchten viele Autofahrer, beim Tanken des neuen Super-E-10-Benzins ihrem Motor bleibenden Schaden zuzufügen. Zu Recht?
Was ist E-10?
Der Bioethanolanteil im Benzin von bisher fünf Prozent wird auf bis zu 10 Prozent angehoben. Daraus ergibt sich das Kürzel E-10, bei dem E für Ethanol und 10 für den Anteil zehn Prozent steht.
Welche Autos vertragen E-10?
Mehr als 90 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Autos mit Ottomotor. Der Verband der deutschen Automobilhersteller gibt sogar für die inländischen Fabrikate eine Quote von 99 Prozent an. Je jünger der Wagen, umso wahrscheinlicher, dass er den neuen Sprit verträgt. Jede Tankstelle hält eine Liste bereit, aus der typgenau hervorgeht, für welches Auto E-10 geeignet ist und für welches nicht. Werkstätten und Autohäuser wissen ebenfalls Bescheid. Außerdem hat jeder Hersteller eine Telefonhotline eingerichtet, bei der Auskunft eingeholt werden kann. Im Internet steht unter http://www.dat.de/e10liste/e10vertraeglichkeit.pdf eine verlässliche, typgenaue Liste der Deutschen Automobil-Treuhand.
Ist E-10 teurer als das bisherige Superbenzin?
Nein. Aber der Verbrauch steigt nach Angaben der Hersteller etwa um rund zwei Prozent, mithin auch die Benzinkosten. Wer bisher zehn Liter auf 100 Kilometer verbrauchte, muss nun mit 10,2 Litern rechnen. Bei einem Literpreis von 1,50 Euro zahlt er also statt 15 Euro nun 15,30 Euro auf 100 Kilometer. Tankt er aber überflüssigerweise Super Plus für 1,55 Euro, so zahlt er für die 100 Kilometer 15,50 Euro.
Gibt es schon überall E-10?
Nein. Nach Auskunft des Mineralölwirtschaftsverbandes wird der Biosprit Anfang März von rund 45 Prozent der Tankstellen in Deutschland angeboten. In Norddeutschland mit Ausnahme der Region Berlin/Brandenburg sind die E-10-Zapfsäulen vorerst eher dünn gesät. Dort gibt es nach wie vor das alte (E-5-)Super.
Gibt es weiter das für alle verträgliche E-5-Benzin?
Ja, aber nur in Form des teuren Super Plus. Das Bundesumweltministerium hat eine flächendeckende Beibehaltung von E-5-Benzin vorgeschrieben. Wer also eines der wenigen E-10-untauglichen Fahrzeuge fährt, muss in Zukunft nicht befürchten, wegen Benzinmangels liegenzubleiben. Allerdings haben die Tankstellenbetreiber eingeräumt, dass in der augenblicklichen Übergangssituation die Super-Plus-Versorgung stellenweise nicht gewährleistet sein könnte, weil zu viele Autofahrer überflüssigerweise den teuren Sprit tanken und die dafür zu klein ausgelegten Bodentanks unter den Zapfsäulen nicht immer rechtzeitig nachgefüllt werden können.
Quelle: dapd
Politiker, Auto- und Mineralölverbände hatten die Verbraucher-Rebellion, die sich da entwickelte, von Anfang an falsch eingeschätzt. Tagelang schoben sie sich gegenseitig nur die Schuld zu, die Bürger über die Harmlosigkeit des neuen Kraftstoffs nicht richtig "informiert" zu haben. Mit ein bisschen Aufklärung, dachten Verbandsfunktionäre wie Politiker, würden die Autofahrer das staatlich verordnete Benzingemisch schon noch annehmen. Ein folgenschwerer Irrglaube.
Der Energieexperte des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes (VZBV), Holger Krawinkel, hält die Proteste gegen E10 für "völlig rational". Dem Autofahrer werde ein ökologisch fragwürdiger Kraftstoff aufgenötigt, der zu Mehrverbrauch führt und ohne jeden Garantieanspruch den Motor schädigen könne - worüber sich der Autofahrer aber selbst die nötigen Informationen beschaffen solle. "Kein Wunder, dass der dann sagt: Ihr könnt mich grad mal", sagt Krawinkel.
Andere Experten reiben sich ebenfalls die Augen: Warum, zum Beispiel, hat sich die Bundesregierung darauf beschränkt, das Erreichen einer Biosprit-Quote unter Strafandrohung zur Auflage zu machen? Damit nämlich hat sie die Verantwortung für den Markterfolg von E10 allein bei der Mineralölindustrie abgeladen. Die Benzinbranche war daher in der ungemütlichen Situation, Kunden von einem Produkt überzeugen zu müssen, von dem sie selbst nichts hält. "Das ist freilich die blödeste Taktik, die man haben kann", sagte der Umweltpsychologe Klaus Wortmann, ein Experte für Öko-Marketing bei der Innovationsstiftung Schles
weiter blättern Benzin-Gipfel entscheidet über Biosprit Das sieht auch die Psychologin Gundula Hübner von der Universität Halle/Saale so. Es sei ein Fehler der Bundesregierung gewesen, mit der Mineralölindustrie ausgerechnet eine Branche mit der Überzeugungsarbeit zu beauftragen, die in den Augen der Verbraucher ein Glaubwürdigkeitsproblem hat, generell und besonders in diesem Fall. In ihren Werbebotschaften versucht die Mineralölindustrie schließlich bislang, die Autofahrer davon zu überzeugen, "den Tiger in den Tank" zu packen und kraftvolle Sorten wie V-Power zu kaufen. Nun sollten dieselben Firmen für ein Gemisch mit geringem Energiegehalt werben, das häufigeres Tanken nötig macht und womöglich den Motor schädigt.
"Wenn die Glaubwürdigkeit so eingeschränkt ist, müssen sich die Mineralölkonzerne für das Marketing Verbündete mit höherer Glaubwürdigkeit suchen", rät Hübner. Das könnten Automobilklubs sein oder vertrauenswürdige Vorbilder wie Formel-1-Stars als Werbeträger - vorausgesetzt, das Produkt hält, was es verspricht. So hätte man es wahrscheinlich von Anfang an machen müssen. Doch die jetzt erst anlaufende Info- und Imagekampagne der Auto- und Mineralölindustrie "hilft nicht mehr", glaubt Umweltpsychologe Wortmann: "Womit wollen die mich denn noch überzeugen?"
E10-Biosprit: Bürger wehren sich gegen ökologische Bevormundung - Nachrichten Wirtschaft - WELT ONLINE
Hunderttausende Fahrzeughalter haben sich in dieser Woche spontan zu einem nie da gewesenen Benzin-Boykott zusammengetan. Bis zum Wochenende legte der Käuferstreik ganze Raffinerien lahm. An den bereits umgerüsteten Stationen griff kaum jemand zur E10-Zapfpistole. Dafür bildeten sich beim einzig verbliebenen Kraftstoff alter Machart, dem Super Plus, Schlangen, trotz des deutlich höheren Preises.
Der Superkraftstoff E10: Kaum einer will ihn tanken Tankstellenpächter mussten sich Beschimpfungen anhören. "Die Unsicherheit ist groß", klagt Karlheinz Ammelounx, Pächter einer Sprint-Tankstelle in Berlin: "Bei uns tankt nur jeder Zehnte den neuen Kraftstoff."
Nach wie vor fürchten viele Autofahrer, beim Tanken des neuen Super-E-10-Benzins ihrem Motor bleibenden Schaden zuzufügen. Zu Recht?
Was ist E-10?
Der Bioethanolanteil im Benzin von bisher fünf Prozent wird auf bis zu 10 Prozent angehoben. Daraus ergibt sich das Kürzel E-10, bei dem E für Ethanol und 10 für den Anteil zehn Prozent steht.
Welche Autos vertragen E-10?
Mehr als 90 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Autos mit Ottomotor. Der Verband der deutschen Automobilhersteller gibt sogar für die inländischen Fabrikate eine Quote von 99 Prozent an. Je jünger der Wagen, umso wahrscheinlicher, dass er den neuen Sprit verträgt. Jede Tankstelle hält eine Liste bereit, aus der typgenau hervorgeht, für welches Auto E-10 geeignet ist und für welches nicht. Werkstätten und Autohäuser wissen ebenfalls Bescheid. Außerdem hat jeder Hersteller eine Telefonhotline eingerichtet, bei der Auskunft eingeholt werden kann. Im Internet steht unter http://www.dat.de/e10liste/e10vertraeglichkeit.pdf eine verlässliche, typgenaue Liste der Deutschen Automobil-Treuhand.
Ist E-10 teurer als das bisherige Superbenzin?
Nein. Aber der Verbrauch steigt nach Angaben der Hersteller etwa um rund zwei Prozent, mithin auch die Benzinkosten. Wer bisher zehn Liter auf 100 Kilometer verbrauchte, muss nun mit 10,2 Litern rechnen. Bei einem Literpreis von 1,50 Euro zahlt er also statt 15 Euro nun 15,30 Euro auf 100 Kilometer. Tankt er aber überflüssigerweise Super Plus für 1,55 Euro, so zahlt er für die 100 Kilometer 15,50 Euro.
Gibt es schon überall E-10?
Nein. Nach Auskunft des Mineralölwirtschaftsverbandes wird der Biosprit Anfang März von rund 45 Prozent der Tankstellen in Deutschland angeboten. In Norddeutschland mit Ausnahme der Region Berlin/Brandenburg sind die E-10-Zapfsäulen vorerst eher dünn gesät. Dort gibt es nach wie vor das alte (E-5-)Super.
Gibt es weiter das für alle verträgliche E-5-Benzin?
Ja, aber nur in Form des teuren Super Plus. Das Bundesumweltministerium hat eine flächendeckende Beibehaltung von E-5-Benzin vorgeschrieben. Wer also eines der wenigen E-10-untauglichen Fahrzeuge fährt, muss in Zukunft nicht befürchten, wegen Benzinmangels liegenzubleiben. Allerdings haben die Tankstellenbetreiber eingeräumt, dass in der augenblicklichen Übergangssituation die Super-Plus-Versorgung stellenweise nicht gewährleistet sein könnte, weil zu viele Autofahrer überflüssigerweise den teuren Sprit tanken und die dafür zu klein ausgelegten Bodentanks unter den Zapfsäulen nicht immer rechtzeitig nachgefüllt werden können.
Quelle: dapd
Politiker, Auto- und Mineralölverbände hatten die Verbraucher-Rebellion, die sich da entwickelte, von Anfang an falsch eingeschätzt. Tagelang schoben sie sich gegenseitig nur die Schuld zu, die Bürger über die Harmlosigkeit des neuen Kraftstoffs nicht richtig "informiert" zu haben. Mit ein bisschen Aufklärung, dachten Verbandsfunktionäre wie Politiker, würden die Autofahrer das staatlich verordnete Benzingemisch schon noch annehmen. Ein folgenschwerer Irrglaube.
Der Energieexperte des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes (VZBV), Holger Krawinkel, hält die Proteste gegen E10 für "völlig rational". Dem Autofahrer werde ein ökologisch fragwürdiger Kraftstoff aufgenötigt, der zu Mehrverbrauch führt und ohne jeden Garantieanspruch den Motor schädigen könne - worüber sich der Autofahrer aber selbst die nötigen Informationen beschaffen solle. "Kein Wunder, dass der dann sagt: Ihr könnt mich grad mal", sagt Krawinkel.
Andere Experten reiben sich ebenfalls die Augen: Warum, zum Beispiel, hat sich die Bundesregierung darauf beschränkt, das Erreichen einer Biosprit-Quote unter Strafandrohung zur Auflage zu machen? Damit nämlich hat sie die Verantwortung für den Markterfolg von E10 allein bei der Mineralölindustrie abgeladen. Die Benzinbranche war daher in der ungemütlichen Situation, Kunden von einem Produkt überzeugen zu müssen, von dem sie selbst nichts hält. "Das ist freilich die blödeste Taktik, die man haben kann", sagte der Umweltpsychologe Klaus Wortmann, ein Experte für Öko-Marketing bei der Innovationsstiftung Schles
weiter blättern Benzin-Gipfel entscheidet über Biosprit Das sieht auch die Psychologin Gundula Hübner von der Universität Halle/Saale so. Es sei ein Fehler der Bundesregierung gewesen, mit der Mineralölindustrie ausgerechnet eine Branche mit der Überzeugungsarbeit zu beauftragen, die in den Augen der Verbraucher ein Glaubwürdigkeitsproblem hat, generell und besonders in diesem Fall. In ihren Werbebotschaften versucht die Mineralölindustrie schließlich bislang, die Autofahrer davon zu überzeugen, "den Tiger in den Tank" zu packen und kraftvolle Sorten wie V-Power zu kaufen. Nun sollten dieselben Firmen für ein Gemisch mit geringem Energiegehalt werben, das häufigeres Tanken nötig macht und womöglich den Motor schädigt.
"Wenn die Glaubwürdigkeit so eingeschränkt ist, müssen sich die Mineralölkonzerne für das Marketing Verbündete mit höherer Glaubwürdigkeit suchen", rät Hübner. Das könnten Automobilklubs sein oder vertrauenswürdige Vorbilder wie Formel-1-Stars als Werbeträger - vorausgesetzt, das Produkt hält, was es verspricht. So hätte man es wahrscheinlich von Anfang an machen müssen. Doch die jetzt erst anlaufende Info- und Imagekampagne der Auto- und Mineralölindustrie "hilft nicht mehr", glaubt Umweltpsychologe Wortmann: "Womit wollen die mich denn noch überzeugen?"