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Das macht der billige Niva schon viel besser: Der kraxelt gemütlich langsam, nahezu im Standgas über Stock und Stein weil er mit seiner eingeschalteten Untersetzung keine Drehzahlen braucht. Dazu kann man noch das Mittelfiff sperren falls mal ein Rad in der Luft hängt. Da wäre beim Duster und Co. schon Schluß. [...]
Momentchen mal. Nur mal, damit hier nicht mehrere Dinge durcheinander kommen.
Ein 2WD Duster (also mit normalem Frontantrieb) verliert im Gelände genauso schnell wie ein normaler PKW. Durch die höhere Bodenfreiheit kommt er hier und da etwas weiter, weil er nicht so schnell aufsetzt, aber bei rutschigem oder losem Untergrund bietet er keinerlei Vorteile gegenüber z.B. einem Sandero Stepway (Einflüsse durch Radgröße, Reifenprofil und sowas mal ausser Acht gelassen).
Beim 4WD Duster sieht das anders aus. Der hat zwar
kein sperrbares Mittendifferential wie bspw. der Lada Niva, aber das liegt vor allen Dingen daran, dass er
gar kein Mittendifferential hat, weil er kein Permanentallradler ist, sondern den Hinterradantrieb nur bei Bedarf, also bei Schlupf auf der Vorderachse über eine Kupplung zuschaltet (im "AUTO"-Modus). Ansonsten bleibt die Kupplung offen und er treibt nur über die Vorderräder an.
Im "4WD Lock" Modus wird diese Kupplung geschlossen, unabhängig davon, ob vorne Schlupf auftritt. Dadurch wird die selbe Wirkung erzielt wie bei einem Permanentallradler der mit einem 100%ig gesperrtem Mittendiff fährt. Die Kraft wird kompromisslos 50:50 auf Vorderachse und Hinterachse verteilt.
Was den 4WD Duster in der Hinsicht von "echten" Offroadern unterscheidet, sind die Achsdifferentiale. Die lassen sich beim Duster nicht sperren, so dass man ihn nicht zwingen kann, die Antriebskraft kompromisslos zu je 25 % auf alle 4 Räder zu verteilen. Nichtsdestotrotz muss man bei der im Duster verwendeten Technik schon mit mindestens zwei Rädern an verschiedenen Achsen (z.B. vorne links und hinten rechts) gleichzeitig in der Luft hängen (bzw. Schlupf haben), damit er keinen Vortrieb mehr aufbaut.
Ab wann das der Fall ist, hängt zum Beispiel von den Verschränkungsfähigkeiten den Fahrwerks ab. Und ich meine mich erinnern zu können, dass er sich da in Vergleichstests ganz gut geschlagen hat (bin mir da jetzt aber nicht hundertprozentig sicher).
Der Suzuki Jimny (wie auch seine Vorgänger) arbeitet übrigens genauso wie der Duster mit einem solchen zuschaltbaren Allradantrieb und ohne Achs-Diffsperren. Nur mit dem Unterschied, dass hier die Hinterachse die permanent angetriebene Achse ist und die Vorderachse bei Bedarf zugeschaltet wird. Das ist bei dem also umgedreht.
Eine Untersetzung hat der Duster (wie die meisten SUVs und Crossover) nicht. Das stimmt. Das hängt auch damit zusammen, dass ein zusätzliches Untersetzungsgetriebe zum einen (auch bei Nichtbenutzung) zusätzliche Reibungsverluste im Antriebsstrang produziert (-> Auswirkung auf Spritverbrauch, Leistung, Wartungsaufwand). Für Anwender die zu 90 % auf der Straße fahren (und das tun fast alle) stellt sich daher die Frage, ob eine Untersetzung überhaupt Sinn macht. Dacia hat hier den Mittelweg gesucht, indem sie in der 4WD Variante das Getriebe anders abgestuft haben, so dass ein sehr kurzer 1. Gang zur Verfügung steht, den man im normalen Straßenbetrieb zumeist nicht braucht. Natürlich ist das kein adäquater Ersatz für eine echte Geländeuntersetzung, aber dafür spart man sich eben auch ein ziemlich aufwändiges Bauteil das wie schon erwähnt sowieso kaum einer braucht.