@XJ-Treiber:
Da beginne ich den erklärenden Absatz, warum es den Dacia-Pickup in Südamerika gibt und nicht in Europa, mit den Worten "Das sieht
im außereuropäischen Ausland anders aus", um von dir zu erfahren, dass das nicht für Deutschland gilt? Das ist doch genau das, was ich schrieb. Naja, 6:42 Uhr ist ja noch vor dem Aufstehen
Aber mal ernsthaft: Genau das ist ja das Problem an der Sache. In einigen Ländern dieser Welt (außerhalb Deutschlands!) ist man bemüht, einen leichten LKW mit wenig Hubraum zu beschaffen, wodurch die Dickschiffe von Ford nicht unbedingt in die engere Wahl kommen. In Brasilien beispielsweise braucht kein Mensch einen Pickup, der mit 3,8 Litern Hubraum und 2,4 Tonnen Leergewicht eine Autobahngeschwindigkeit von 185 km/h halten kann, mit dem man aber außerhalb großer Städte über keine wacklige Brücke fahren kann.
In Deutschland spielt der Hubraum nicht so eine große Rolle, wodurch aber eben genau diese Dickschiffe wieder interessant werden. Und da ist Ford führend. Die haben zwar mehr Leergewicht (egal bei unseren Straßen) und brauchen deswegen einen dicken Motor (egal beim deutschen Steuersystem), können aber wegen des Gewichtsverhältnisses von Zugfahrzeug und Anhänger mehr Lasten ziehen. Und das ist der springende Punkt. Ein Transportanhänger für einen 2,8-Tonnen-Bagger wiegt 700 kg, macht zusammen genau 3,5 Tonnen. Ein Anhänger mit elektrohydraulischem Dreiseitenkippaufbau wiegt leer 1,2 Tonnen, hat also über 2 Tonnen Nutzlast. Wenn jetzt Dacia daherkommt und mit 1,8 Tonnen Anhängelast punkten will oder sogar eine "verstärkte Ausführung" mit 2,2 Tonnen anbietet, wird die Reaktion der angepeilten Zielgruppe bestenfalls ein mitleidiges Lächeln sein.
Wenn aber genau der für die Zielgruppe entscheidende Zusatznutzen, einen (sinnvoll großen) Anhänger ziehen zu können, entfällt, bleibt das einzige Argument für dieses Fahrzeug der Anschaffungspreis. Und genau da grätscht Ford brutal rein, weil man dort eben einen 40.000€ Pickup (Doppelkabine, Allrad, 3,2 Liter Turbodiesel, Klimaautomatik, Limited-Ausstattung) für 25.000€ brutto bekommt, während man sich bei Dacia für den Preis nicht annähernd die gleiche Ausstattung zusammenkonfigurieren kann (das wird schon beim normalen Duster dCi 110 4x4 verdammt schwierig) und man dort als Rabatt einen Satz Fußmatten und ein Mäppchen für die Papiere bekommt.
Da hätten wir also einen für Gewerbetreibende preislich uninteressanten Pickup von Dacia, der mit zu wenig Ausstattung und fehlendem Nutzwert daherkommt. Das funktioniert nicht. Und die wenigen Hobbybauern oder Gleitschirmflieger, die so ein Auto privat nutzen würden, sind keine ausreichende Kundengruppe, um so ein Auto auf dem deutschen Markt einzuführen.
Da bleibt nur die Möglichkeit, preislich so tief einzusteigen, dass die Mitbewerber nicht einmal mit 40% Rabatt in die Nähe kommen und der Preis so gut ist, dass die geringe Anhängelast durch den dann noch vorhandenen Preisunterschied aufgewogen wird. Eben ein typischer Dacia-Billigheimer.
Möglich wäre eine Preisgestaltung ähnlich wie beim Dokker, also zwei Ausstattungsvarianten, und die Wahl zwischen Benziner und dCi 90 oder 110 kombiniert mit Allrad für den stärksten Motor. Da bleiben also drei Varianten:
Essentiel TCe 125 4x2 für 12.000 €
Ambiance dCi 90 4x2 für 13.000 €
Ambiance dCi 110 4x4 für 16.000 €
So wäre es preislich interessant genug, dass sich auch ein Gewerbetreibender interessieren könnte. Allerdings macht das Ganze nur Sinn, wenn alle Komponenten von Antriebsstrang und Radaufhängung des derzeitigen Duster übernommen werden können, was automatisch einen kurzen Radstand als Folge hätte, die Version mit Doppelkabine und sinnvoll nutzbarer Ladeflächenlänge also in weite Ferne schwinden lässt.
Gruß
MadGyver