Firmen und Privathaushalte installieren Stromspeicher wie im Rausch. Anträge für neue Anschlüsse übersteigen den Bedarf um das Vielfache, warnen Experten – und empfehlen eine andere Lösung.
Berlin. Andere würden es als Boom bezeichnen, doch die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) wählt deutlichere Worte: „Es kommt jetzt der Batterie-Tsunami“, sagt Simone Peter. Denn in Deutschland werden Batteriespeicher in ungeahntem Ausmaß installiert. Das betrifft Heimspeicher in Einfamilienhäusern ebenso wie Großspeicher, die direkt an die öffentlichen Stromnetze angeschlossen werden. In der Energiebranche hatte kaum jemand mit dieser Entwicklung gerechnet.
Und alles deutet darauf hin, dass sich der Trend ungebremst fortsetzt: Potenzielle Betreiber von Großspeichern stellen bei den Energieversorgern in wachsender Zahl Anträge für den Anschluss ihrer Anlagen. Und bringen die Netzbetreiber damit an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.
Mittlerweile werden kritische Stimmen laut. Im Gespräch mit dem Handelsblatt warnt Veronika Grimm, Wirtschaftsweise und Professorin für Energiesysteme und Marktdesign an der Technischen Universität Nürnberg: „Das, was aktuell an Speichern geplant wird, dürfte über das Ziel hinausschießen.“
Das aktuelle Vorgehen führe zu überflüssigen Kapazitäten, was wiederum die Kosten in die Höhe treibe. „Am Ende muss all das irgendjemand zahlen, entweder über Gebühren oder über Steuern“, sagt Grimm. Ihre Empfehlung: „Es wäre besser, zunächst verlässliche Mechanismen für den Zubau von Kraftwerkskapazitäten zu verankern.“