Unser Dokker war von Anfang an einwandfrei und hat meine Qualitätsansprüche voll erfüllt. Wir haben den Dacia gekauft, weil wir nicht Dinge mitbezahlen wollen, die wir nicht brauchen.
Im Alltag merkt man dann im Laufe der Zeit ein paar fehlende Ausstattungsdetails, die einem bei der Probefahrt entgangen sind. Inzwischen habe ich da einiges selber nachgerüstet (zusätzliche Innenleuchten, Tachobeleuchtung auch bei TFL, beleuchtete Schalter für Fensterheber und Sitzheizung etc. ...) . Der Umfang der Ausstattung hat aber überhaupt nichts mit der Qualität zu tun. Beim Basteln oder Nachrüsten dringt man aber auch in Bereiche des Autos vor, die für den AutoFAHRER normalerweise im Verborgenen liegen.
Es ist für mich als Ingenieur, der ich hauptsächlich im Flugzeugbau und Schienenfahrzeugbau tätig bin, immer wieder interessant, was mir meine Ex-Studienkollegen, die allesamt hier in München bei einem großen Automobilbauer beschäftigt sind (nicht MAN
) als Qualitätsmerkmale darstellen wollen.
Nach DIN EN ISO 8402 wird Qualität als
„Die Gesamtheit von Merkmalen einer Einheit bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen“ bezeichnet.
Da kommt nun bei den Kollegen-Gesprächen z.B. immer mal wieder das Thema der Spaltmaße auf - man ist genau informiert, wie diese beim Konkurrenten aus Ingolstadt an welcher Stelle aussehen. Ich verstehe das bis heute nicht. Sicher wären ungleichmäßige Spalte ein zumindest optischer Mangel - aber die absolute Breite ist für mich kein Maß der Qualität (o.k. - dicht muß der Wagen natürlich sein
) Die in dieser Hinsicht sicher anspruchsvollen Schiebetüren des Dokker erfüllen hier nach meiner Sicht alle Erwartungen; ich bin da allerdings auch noch nicht mit dem Meßschieber dran gegangen.
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Kleine Anekdote am Rande (keine Ironie!):
Das Auto mit den gleichmäßigsten Türspalten aller Zeiten war tatsächlich der Trabant! Hier wurden nämlich aufgrund der Toleranzen der Plasteteile die Spalte erst NACH dem Einbau der Türen gefräst!
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Lack ist in erster Linie Korrosionsschutz; fehlender oder zu dünner Lack kann einen Mangel darstellen - aber UNTER dem Sitz im Innenraum??? Bis da durch Korrosion das Gestänge so geschwächt ist, dass es seine Funktion nicht mehr erfüllt, vergehen wohl Dutzende Autoleben. Und ein optischer Mangel ist das da unten auch nicht (ich sitze beim Fahren immer AUF und nicht UNTER dem Sitz). Auch der hier irgendwann schon mal bekrittelte Oberflächenrost auf Bremstrommeln ist m.M.n. kein Qualitätsmerkmal. Sowohl bei meinem Peugeot 304 als auch beim Hanomag-Mercedes sind die Bremstrommeln seit 40 Jahren nicht getauscht worden (o.k. ein oder zwei Mal wurden sie ausgedreht...) - die sind natürlich völlig verrostet, werden aber auch in hundert Jahren ihre Funktion noch erfüllen ... falls meine Urururenkel dann ein 140 Jahre altes Auto fahren wollen, dürfen und können
Dass man heute Kunststoff- wie Metallteile nicht mehr entgratet, merkt man nur als Bastler, wenn einen mal wieder irgendein Teil hinter dem Armaturenbrett beim Kabeleinziehen "beißt". Das ist aber heute bei allen Firmen so und darf eigentlich auch kein Qualitätskriterium sein - solange da nicht ein Kabelbaum dran scheuert oder Ähnliches die Funktion längerfristig beeinträchtigen könnte. Positiv überrascht war ich dabei ob der sauberen, geschützten Kabelverlegung im Motorraum - da sieht man heute bei vielen Autos der Kompaktklasse schlimme Dinge - bzw. sieht sie eben nicht, da ja der Motor weitgehend unter einer Verkleidung versteckt wird. Habe gerade einen nagelneuen Berlingo hier stehen - da habe ich an manchen Stellen eher Zweifel, ob das dauerhaft so funktionieren kann, als beim Dokker. Den B-Max letzte Woche schätze ich von den Details im nicht sichtbaren Bereich her in vielem eher billiger ein - gelöste Kabelbefestigungen, lose Plastik-Clips etc. bei einem Vorführ-(!)wagen mit knapp 1000 km auf dem Tacho!
Und dass die Motorhaube tatsächlich von zwei Gasfedern aufgehalten wird - das ist in dieser Klasse heute eigentlich nicht (mehr) Standard... hat zwar mit Qualität nichts zu tun, macht aber einen guten Eindruck.
Nach gut einem Jahr und ca. 15000 km kann ich sagen, dass das Auto alle Erwartungen an die Qualität erfüllt hat.
Und genau das ist ja der Knackpunkt: die Erwartungshaltung!
Die sicher billigeren Kunststoffe im Innenraum (keine Compounds etc.) waren z.B. in diesem Fall (der Dokker ist ein Nutzfahrzeug!) ausdrücklich gewünscht - das Auto wäre im Prinzip komplett innen mit dem Gartenschlauch zu reinigen
. Es knarzt und knistert nichts - was will man mehr? Der Dokker wird sicher nicht wie unser Golf IV nach wenigen Jahren unansehnliche Innenverkleidungsteile haben - der so hochgelobte Softlack war ja leider nicht alterungsbeständig (aber eben billiger als zweikomponentige Kunststoffbauteile)...
So erwarte ich aufgrund der insgesamt einfacheren Bauweise vieler Teile auch eine insgesamt gute Langzeit-Qualität - aber das können wir ja dann in 5, 10 oder 15 Jahren hier diskutieren..
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Sorry, aber selbst bei einem 91er Clio sind die Sitzkonsolen komplett lackiert, keine 20g Lack mehr.
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Die Verarbeitung des Dacia, entspricht den Rostlauben der Endsiebziger bis frühen Achtziger Modellen und obwohl mein 79er Golf von innen heraus gerostet war, hatte der damals schon mehr Lack auf der Karosse.
Qualität ist nicht, dass da Aufwand getrieben wird, der keinen Nutzen bringt.
Was hat der dickere Lack beim ollen Golf denn gebracht?
Wenn man Autos heute noch so bauen würde wie vor 20 oder 30 Jahren, wären sie vollends unbezahlbar. Und gerade die vielen, vielen Stellen, an denen man jeweils nur Zehntel-Cent einsparen kann, ermöglichen in der Summe ein preiswertes Auto.
Sicher kann man eine lackierte Sitzkonsole noch Jahre nach dem Ableben des Autos als Gartenmöbel nutzen. Ich habe aber hier in der Stadt keinen Garten; daher brauche ich das nicht!
Wenn dein Sitzmöbel übrigens knarrt, ist das sehr wohl ein Mangel, den man abstellen muss - mit dem fehlenden Lack hat das aber nichts zu tun und ist auch kein typischer Dacia-Fehler.