Ich nenne das so: "Gehabt zu haben befreit vom Haben wollen."
Die "edlen" Autos haben schon eine gewisse Anziehungskraft. Und ich glaube, wenn man selber noch nie so ein edles Gefährt sein Eigen nennen konnte, ist diese Anziehungskraft noch höher. Und umgekehrt: wer schon das eine oder andere Premiumcar gefahren ist, für den verlieren diese Dinger ihre Anziehungskraft.
Oder anders ausgedrückt: wer unglücklich und unzufrieden durchs Leben läuft, wird durch einen Mercedes nicht plötzlich glücklich. Und wer glücklich und zufrieden ist, wird in einem preiswerten Auto nicht plötzlich unglücklich.
Bevor wir uns den Duster kauften haben wir uns auch für einen Mercedes GLA 180 interessiert. Bei gleicher Ausstattung (und fast gleichen Motor) kostet der Benz mehr als das Doppelte - wohlgemerkt, bei gleicher Ausstattung, zu dem Preis hat der Benz nichts mehr als der Duster Prestige - nicht mal einen anderen Motor.
Und dann muss jeder für sich entscheiden, ob ihm ein kräftiger Schuss Status und ein neidischer Nachbar/Arbeitskollege mehr als 20.000 Euro wert sind. Allerdings braucht man schon ein gewisses Selbstbewußtsein, um einen Duster zu fahren. Komische Blicke und Kommentare von Leuten, die mich früher in einem Benz sahen, sind nicht selten.
Meine Persönlichkeit und mein Selbstwertgefühl hängen nicht von meiner Automarke ab. Das ist vielleicht etwas, was Dacia-Fahrer den anderen voraus haben - egal ob geizig oder nicht!
Das kann ich vollständig unterstützen. Gehabt zu haben, befreit von haben zu wollen. Auch weil man merkt, dass es am Ende auch nur eine Blechkiste ist.
Für mich hat es auch etwas befreiendes gehabt der Umstieg auf den Duster II. Es ist keine fahrende Verzichtserklärung, es fehlt nichts wesentliches, ich fühle mich im Auto wohl und die Optik ist innen wie außen für mein Empfinden ansprechend. Der kann im Prinzip das gleiche wie meine 17 Jahre alte C Klasse, Lichtsensor etc.
Der Unterschied ist, dass ich beim Duster II zwar nach wie vor pfleglich mit dem Fahrzeug umgehe aber ich den Wagen viel entspannter nutze. Eben weil sich das Auto selbst robust gibt und der Preis angemessen ist. In meinem Duster II darf man essen und trinken, mit schmutzigen Schuhen einsteigen, dreckiges Zeug einladen und so weiter.
Als ich noch Mercedes fuhr war das für mich undenkbar! Auch eine Handtasche mit scharfkantiger Schnalle oder Dekobimbim dran durfte nicht gedanklos in den Beifahrerfußraum gedrückt werden, schließlich könnte der geschäumte Leder-artig genarbte Kunststoff beschädigt werden...
Kurz gesagt, mit einem Premium Auto macht man sich zum Sklaven einer solchen Karre. Da man immer im Hinterkopf hat die war teuer und das kann teuer werden wenn man nicht aufpasst. Genau das hat mich persönlich schon ziemlich lange gestört und so dann auch einen ebenso lang andauernden Umdenkprozess angeregt. Der darin endete dass ich seit 2018 in einem Dacia sitze.
Übt ein Premium Auto noch einen Reiz aus auf mich? Ehrlich gesagt ja, aber es kommt aufs Modell an. Würde es mich noch einmal in die Richtung Premium Auto bewegen? Ehrlich gesagt, nein.
Das hat weniger für mich mit Geiz zu tun, viel mehr mit der sozialen Freiheit die man abseits der Premium Autos gewinnt. Ein Gut dass ich mir bewahren will.
Mit einem Fahrzeug aus der Hochpreis Ecke bekommt man immer einen Stempel aufgedrückt, vor allem wenn es kein Geschäftswagen ist. Den Dacia nimmt sowieso niemand wahr, damit verschwindet man so ungemein herrlich unter dem Radar von Nachbarn, Kollegen, Freunden und Bekannten. Seit dem ich nicht mehr Mercedes fahre, spricht mich auch niemand mehr auf mein Auto an. Einfach herrlich.
Gut, zu Beginn als ich den Duster II neu hatte, gab's Sprüche. Das hat sich gelegt.
Im Prinzip ist das so zu vergleichen ob man einen günstigen Kasten Oettinger kauft oder ein viel teureres Premium Bier. Besoffen machen beide gleich schnell und am Ende stellt man fest, so schlecht schmeckt das Oettinger nun auch wieder nicht. Also wie ein Dacia.